„Wir sprechen die ehemaligen Mitarbeiter gezielt für Projekte an“, sagt Sprecherin Nicole Adami. In der ersten Phase sollen 60 Rentner reaktiviert werden. Die Haudegen brächten mehr Fachwissen mit als jeder Jobsuchende auf dem Arbeitsmarkt, frohlockt der Konzern. Und: „Die Rückkehrer können ihre Rente ein gutes Stück aufbessern, beide Seiten profitieren.“

Jochen Michalczyk sagt, er fühle sich wieder wie zu Hause. 35 Jahre lang war er in der Systemtechnik bei Otto, ehe er 2006 in Rente ging. „Zwei bis drei Jahre lang ist Rente wie ein schöner Urlaub. Aber ganz ehrlich: Trotz Enkel und Gartenarbeit wird es danach ab und an ein wenig öde.“

Nun überwacht er eine groß angelegte Systemumstellung. „Ich war sofort wieder drin“, sagt der 69-Jährige. Die neuesten technischen Kniffe müsse er nicht kennen, dafür gibt er den Jungspunden Nachhilfe über die Abläufe innerhalb des Versand-Riesen. „Die sind auch ganz froh, mal jemanden fragen zu können, wie bestimmte Dinge hier gehandhabt werden.“

Nur: Wie viele Ruheständler haben Lust, sich wieder einen Acht-Stunden-Tag aufzuhalsen? Erst ganz wenige Alt-Mitarbeiter hätten das Angebot ausgeschlagen, heißt es aus der Konzernspitze. Im Gegenteil: Die ersten Rentner schrieben von sich aus Bewerbungen, um erneut im Unternehmen anzufangen.

Otto hat bereits eine eigene Tochtergesellschaft für seine Rückkehrer gegründet, die Ex-Ruheständler sollen maximal 50 Tage im Jahr arbeiten. Und verdienten genauso viel wie ihre Vollzeit-Kollegen, beteuert der Konzern. Im kommenden Jahr wird das Rentner-Projekt vielleicht ausgeweitet.mopo