Auf der 64. Berlinale war die Türkei in diesem Jahr mit vier Filmen vertreten. In Köln kommt das Publikum in den Genuss, gleich über mehrere Tage türkische Kinokultur zu erleben. Eine ganze Reihe von Filmen, dazu Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Werkstattgespräche bilden den Rahmen für das Internationale Frauenfilmfestival Anfang April.

 Die Kuratorinnen Emel Celebi, Sonja Hofmann und Betty Schiel blicken hierfür vor allem gen Istanbul. Der „massive urbane Wandel“ der Stadt sei unübersehbar, so das Trio in seinem Vorwort zum Programm. Die eklatanten Veränderungen der Megacity, die sich in der letzten Dekade in einem atemberaubenden Tempo ausgedehnt habe, würden zwar soziale Sprengkraft bergen, seien gleichzeitig aber auch der „Humus“ für eine junge, aufregende Künstler_innen-Szene und für aktuelle Debatten.


Mit ihrem diesjährigen Fokus Türkei wollen sich die Macherinnen mit „Heimat und Identität“ auseinandersetzen und untersuchen, „inwieweit die aktuellen Proteste und der zivilgesellschaftliche Widerstand bereits in den Filmen der vergangenen Jahre vorweggenommen wurden.“ Die Regisseurinnen, wie Belmin Söylemez, Pelin Esmer, Rüya Arzu Köksal oder Serpil Turhan, da ist sich das Trio einig, bearbeiten Themen, die sich als künstlerische Reflexion einer tiefgreifenden politischen Umwälzung verstehen ließen.

Doch warum ausgerechnet Schwerpunkt Türkei? „Einerseits ist die Zahl interessanter und international erfolgreicher Filme türkischer Regisseurinnen gestiegen, die jenseits von Klischees den Blick auf komplexe Frauenfiguren und deren Alltag lenken. Andererseits leben knapp drei Millionen Menschen türkischer Herkunft in Deutschland, von denen etwas mehr als die Hälfte die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen“, erklären die Macher hierzu auf ihrer Internetseite. Das nehme man zum Anlass, auch den Blick der deutsch-türkischen Filmemacherinnen hierzulande auf die Türkei zu thematisieren. So steht etwa die Frage im Raum: Wie blicken Türkinnen, die in Deutschland leben, auf ihre „Heymat“?

Besonders interessant dürfte in Anbetracht der aktuellen Vorkommnisse in der Türkei die Podiumsdiskussion am Samstag, den 12. April, 16 Uhr, im Filmforum NRW im Museum Ludwig sein. Unter der Moderation von Betty Schiel sprechen Emel Celebi (Dokumentarist Film Festival), Rüya Arzu Köksal (Filmemacherin) Sedef Özge (Fotografin) und Güliz Saglam  (Filmemacherin) darüber, wie Bürgerprotest und Kunst sinnvoll zusammengehen gehen können. Sie fragen: Welche Rolle spielen Video und Fotografie in diesem Kontext? Diskutiert wird anhand von Bild-Beispielen  Künstlerinnen und Aktivistinnen, die kritisch zu politischen und sozialen Entwicklungen in der Türkei Stellung beziehen.

Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln gilt als eines der größten und bedeutendsten Frauenfilmfestivals weltweit. Das Festival an Rhein und Ruhr ist seit über 20 Jahren offen für alle Genres und Stilrichtungen und findet jährlich wechselnd in den Städten Köln und Dortmund statt. Das IFFF Dortmund|Köln versteht sich eigenen Angaben zufolge auch als Forum für Vernetzung, Austausch und Weiterbildung. Hier sollen Fragen der Produktionsbedingungen, Nutzungsrechte, die Rolle von internationalen Frauenfilmnetzwerken, Urheberrechtsfragen und innovative Vertriebswege diskutiert werden. Workshops in Filmtheorie oder Bildgestaltung sind darüber hinaus fester Bestandteil des Festivalprogramms.