Kein einziges Familienmitglied war bei ihrer Beerdigung anwesend – Hatice Daşlı wurde Mitte Dezember tot aufgefunden. Die erst 15-Jährige musste vor ihrem Tod unbeschreibliches Leid erleben. Mit 13 wurde das junge Mädchen, so berichten türkische Medien, zwangsverheiratet. Hier konnte es das Mädchen allerdings nur ein Jahr lang aushalten und flüchtete zurück zu ihrer Familie, die in Diyarbakir lebt.

Zurück in ihrem Elternhaus wurde sie von zwei ihrer Cousins vergewaltigt. Als herauskam, dass sie schwanger war, hätten die Familienältesten beschlossen sie umzubringen – ein Mord sollte die Familienehre wieder herstellen, so die Behörden.

Sieben Personen wurden bisher festgenommen, darunter der Großvater G. Daşlı, von dem vermutet wird, dass er den Mord initiiert hat und zwei ihrer Onkel. Ihre Leiche soll ebenfalls einer ihrer Onkel nach der Freigabe abgeholt haben, an der Beerdigung am vergangenen Freitag nahm allerdings keines der Familienmitglieder teil – von Schuldbewusstsein keine Spur.

Frauenrechtlerinnen aus den naheliegenden Regionen hatten sich dagegen beim Grab des jungen Opfers versammelt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Tülay Deniz von der Frauenorganisation KADEM kritisierte, dass Hatice ohne Leichentuch beerdigt wurde. Stattdessen war sie nur in einen Leichensack gehüllt. Im islamischen Glauben ist ein weißes Leichentuch Pflicht. Das zeige, wie wenig Respekt Frauen entgegengebracht werde, so Deniz. „Dagegen werden diejenigen, die sie vergewaltigt haben, den Mord beauftragt und ausgeführt haben, in weiße Leichenscke gehüllt werden, wenn sie sterben“, erklärte Deniz weiter. Sie forderte die Gesellschaft auf, sich stärker gegen die Unterdrückung der Frau einzusetzen. Zu den anwesenden gehörten auch BDP Abgeordnete. Sie legten ein weißes Leichentuch auf das Grab.