Der schwere Schlag gegen den Kopf durch eine Gaspatrone der Polizei im vergangenen Sommer kostete den jungen Berkin Elvan nun das Leben. Wie seine Familie via Twitter bekannt gab, verschied der Junge an diesem Dienstag, dem 11. März gegen sieben Uhr morgens. Mit dem Tod von Berkin Elvan steigt die Zahl der Todesopfer der Gezi Park-Proteste auf insgesamt acht Personen an.

Berkin war nicht direkt an den Auseinandersetzungen mit der Polizei beteiligt. Der Junge war im Juni vergangenen Jahres in der Istanbuler Nachbarschaft von Okmeydanı lediglich auf dem Weg, ein Brot zu kaufen. Dabei wurde er derart schwer von einer Gaspatrone getroffen, dass er seither im Koma lag. Im Laufe der Zeit wurde der Teenager zu einem regelrechten Symbol für die Polizeigewalt, die während der Proteste im Land herrschten.

Zuletzt hatte sich sein Zustand massiv verschlechtert.Von einst 45 Kilo magerte er auf bedrohliche 16 Kilogramm ab. Am 6. März soll er außerdem einen epileptischen Anfall erlitten haben, einen Tag später einen Herzstillstand. Am 9. März diagnostizierten die Ärzte schließlich eine Lufttasche in seinen Lungen. Hirnfunktionen waren kaum mehr messbar, seine inneren Organe versagten. Sein Koma dauerte insgesamt ganze 267 Tage.

Als Zeichen der Solidarität versammelten sich am Dienstagvormittag zahlreiche Menschen vor dem Krankenhaus, in dem Berkin seit mehr als neun Monaten mit dem Tod rang. Über den Hashtag #BerkinElvanÖlümsüzdür drücken die User via Twitter ihr Beileid aus. In Ankara hat sich ein stiller Sitzstreik formiert.

Vor dem Krankenhaus kam es unterdessen erneut zu Ausschreitungen. Abermals setzte die Polizei Tränengas gegen die Bevölkerung ein. Augenzeugenzufolge soll bei dem neuerlichen Zwischenfall erneut ein Kind durch eine Gaspatrone verletzt worden sein. Zeitgleich erhebt die Mutter des Toten, Gülsüm Elvan, nun schwere Vorwürfe in Richtung türkischer Regierung. „Es ist nicht Allah, der meinen Sohn genommen hat. Es ist Tayyip Erdoğan.“ Der Premier hatte die Arbeit der Polizei während der Gezi Park-Proteste stets als heldenhaft bezeichnet. Und das trotz der Todesopfer und Schwerverletzten aufgrund des wiederholten brutalen Vorgehens gegen Demonstranten.