Obschon man sich bemühe, syrischen Flüchtlingskindern eine Schulbildung zu ermöglichen, seien die Kleinen gleich einer ganzen Reihe von Gefahren ausgesetzt, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) am Donnerstag. Unter den derzeit 2,1 Millionen syrischen Flüchtlingen, die seit März 2011 vor allem in Jordanien, im Irak, im Libanon und in der Türkei Schutz suchen, befänden sich mehr als eine Million Kinder. Viele von ihnen ohne Eltern oder nahe Verwandte.


Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren besonders gefährdet

540.000 syrische Flüchtlinge seien derzeit in Jordanien untergebracht, zitiert Reuters UNICEF-Vertreter Michele Servadei. Sie würden das Gesundheits-und Bildungswesen und die ohnehin schon knappen Wasserressourcen zusätzlich belasten.

Die meisten Syrer würden im Norden des Landes leben. 120.000 befänden sich im Zaatari Camp in der jordanischen Wüste. „In diesen Gemeinden gibt es viel mehr Kinderarbeit, frühe Eheschließungen und Ausbeutung im Allgemeinen“, so Servadei während einer Pressekonferenz in Genf. Gut 200.000 dieser Flüchtlinge seien im schulpflichtigen Alter. Doch nur 80.000 von ihnen würden Unterricht erhalten. Gefährdet seien Servadei zufolge vor allem Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, die die Schule gerade verlassen hätten.

Auf der anderen Seite sei insgesamt ein Rückschritt zu beobachten. Viele Kinder würden das Haus nicht mehr verlassen. Doch genau jenes sei für sie nicht unbedingt der sicherste Ort. So gebe es ein hohes Maß an häuslicher Gewalt in den Gemeinschaften, die der Kriegssituation ebenso geschuldet sei wie der Flucht und der allgemeinen Frustration. Auf der anderen Seite verfüge Jordanien aber nicht über genügend Unterkünfte etwa für misshandelte Frauen.

30.000 syrische Flüchtlingskinder müssen in Jordanien arbeiten

UNICEF arbeitet in Jordanien in 80 Zonen für Kinder. Angeboten werden dort diverse Aktivitäten und psycho-soziale Unterstützung für junge syrische Flüchtlinge, die nicht selten unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Auch andere Organisationen sind in größter Sorge .

Schätzungsweise 30.000 syrische Flüchtlingskinder müssen in Jordanien arbeiten, so Servadei weiter. Einer UNICEF-Beurteilung vom April dieses Jahres zufolge, arbeiten allein im Jordantal rund 3500 Kinder, meist saisonal. „Sie arbeiten vor allem auf Bauernhöfen. In vielen Fällen ist es harte Arbeit für zehn Stunden am Tag unter Einsatz von Pestiziden“, so Servadei. Andere schuften in Bäckereien oder als Mechaniker. UNICEF versucht mit kleinen Geldbeträgen dagegen anzugehen. So gibt es 30 jordanische Dinar oder ungefähr 45 Dollar pro Monat für die Familien, die im Gegenzug ihre Kinder nicht zur Arbeit und stattdessen zur Schule schicken. Man überwache die Teilnahme, so der UNICEF-Vertreter. Komme ein Kind nicht mehr, würden die Zahlungen gestoppt. Derzeit werde allerdings hinterfragt, ob diese Summen tatsächlich ausreichten. Immerhin würden die Kinder sonst wesentlich mehr verdienen.

Auch das Thema Heirat hat besorgniserregende Ausmaße angenommen. Im Jahr 2012 wurden 18 Prozent der registrierten Ehen zwischen Syrern in Jordanien mit Partnern unter 18 Jahren geschlossen. Im Jahr zuvor waren es zwölf Prozent. Darüber hinaus würden syrische Rebellen angeblich Flüchtlingslager in Jordanien infiltrieren und versuchen, junge Menschen zu rekrutieren, damit sie in ihrer Heimat kämpften, so Servadei. Details nannte er hierzu allerdings nicht. Neu ist die Beobachtung allerdings nicht. Bereits im Frühjahr warnte Save the Children vor immer mehr Kindersoldaten an Syriens Fronten.