Als ein „Signal der Bereitschaft zu einem kooperativen Miteinander“ hat Bürgermeister Olaf Scholz den staatlichen Vertag Hamburgs mit den Muslimen und Aleviten im Sommer 2012 gewertet. Nach fünfjährigen Verhandlungen konnten die Beteiligten endlich einen Konsens erreichen und vereinbarten unter anderem die Gleichstellung religiöse Feiertage mit christlichen. Auch von den Muslimen und Aleviten wurde das Erreichte als historischer Schritt empfunden. Die Hoffnung, dass Hamburg „für andere Bundesländer als Initialzündung angesehen wird“, scheint sich nun zu erfüllen. Erst Mitte Januar dieses Jahres unterschrieb Bremen einen Staatsvertrag mit den islamischen Religionsgemeinschaften. Jetzt kündigt das auch Schleswig-Holstein an. Das berichten die Lübecker Nachrichten.

Schleswig-Holstein: Erstes Gespräch im Dezember 2012

Bereits im vergangenen August, so das Blatt unter Bezug auf Oliver Breuer, Sprecher des federführenden Kulturministeriums, habe Ministerpräsident Torsten Albig die Hamburger Verträge mit den muslimischen und alewitischen Verbänden als einen sehr interessanten Weg bezeichnet, der auch in Schleswig-Holstein intensiv diskutiert und geprüft werden sollte. Zwar gebe es derzeit noch keine Beschlüsse über einen Zeitplan oder Einzelthemen. Doch immerhin: Bereits im Dezember 2012 habe ein erstes Gespräch mit Vertretern der verschiedenen Verbände stattgefunden .

Vorbild für das nördlichste Bundesland der Bundesrepulik sollen demnach die Ergebnisse aus Hamburg und Bremen sein. Auch hier soll es, neben der Gleichstellung von Feiertagen, um mehr Mitsprache bei der Gestaltung des Religionsunterrichts gehen.

Muslime: „bedeutende religiöse Gemeinschaft im Land“

Von den Muslimen vor Ort wurde die Initiative der Landesregierung bereits begrüßt. So werde die Islamische Religionsgemeinschaft Schleswig-Holstein (Schura) wahrscheinlich ebenso mit am Tisch sitzen wie die Türkisch-Islamische Union (Ditib) und der Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ). Nach Ansicht von Fatih Mutlu, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig-Holstein (Schura), könne ein solcher Vertag „mehr Rechtssicherheit für die hier lebenden Muslime schaffen“. Auch aus dem Landtag, so die Zeitung weiter, käme von Seiten der SPD, der FDP und den Grünen Zustimmung. Die muslimischen Gemeinden werden „als bedeutende religiöse Gemeinschaft im Land“, das Vorhaben als Symbol, dass „alle Kulturen im Land gleichgestellt sind“ gewertet. Einzig die CDU kommentierte nicht.

Für Aufsehen, nicht nur im hohen Norden, sorgte im Sommer 2012 bereits die Sozialdemokratin Hatice Kara. Die gebürtige Türkin ist die erste muslimische Bürgermeisterin in Schleswig-Holstein. Seit 2. Juli ist die 32-jährige Juristin neue Rathauschefin in der knapp 9.000 Einwohner zählenden Kommune Timmendorfer Strand an der Ostsee. In einer Stichwahl setzte sie sich klar gegen ihren Kontrahenten, den CDU-Kandidaten Sven Wilke, durch.

Nach Angaben des BMI leben derzeit 2,1 Prozent der Muslime in Deutschland im kleinen Schleswig-Holstein. Der höchste Anteil sei wiederum in dem bevölkerungsreichen
Bundesland Nordrhein-Westfalen zu finden.