Ein wichtiger Zeuge zu den NSU-Morden ist in der vergangenen Woche in seinem Auto verbrannt. Das LKA Baden-Württemberg wollte ihn zu möglichen Komplizen des NSU-Trios befragen.


Florian H. soll sich nach Angaben der Polizei offenbar aus Liebeskummer das Leben genommen haben. Doch Zeugen sollen gesehen haben, wie das Auto des 21-jährigen Mannes explodiert ist. Im Anschluss soll es ausgebrannt sein. H. soll sich ebenfalls in rechtsradikalen Kreisen aufgehalten haben.

Noch eine Terrorgruppe vorhanden?

Er wurde schon 2012 zum NSU-Mord an Michele Kiesewetter befragt. Darüber habe er nichts gewusst. Doch er soll Hinweise auf eine weitere rechtsradikale Terrorgruppe im Untergrund gegeben haben, berichtet die Berliner Zeitung. So gebe es im Land Baden-Württemberg eine NSU-ähnliche Gruppe, die sich „Neoschutzstaffel“ (NSS) nennt. Florian H. habe die Gruppe als „zweitradikalste Gruppe“ neben der NSU bezeichnet. Es soll auch zu einem Treffen zwischen dem NSU-Trio und der NSS gekommen sein.

DGB-Sekretärin Silke Ortwein fordert die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im Fall Florian H. und den NSU-Morden, schreibt Brigitte Fritz-Kador von der Rhein-Neckar-Zeitung in einem Artikel. Bisher ist Baden-Württemberg das einzige Bundesland, welches keinen NSU-Untersuchungsausschuss einberufen hat.


Florian H.


Die Polizei geht von einem Selbstmord aus, angeblich aus Liebeskummer. Demnach habe sich das Opfer am 16. September in seinem eigenen Auto verbrannt. Einen Abschiedsbrief gibt es aber nicht. Auch hatten Zeugen eine Explosion beobachtet, kurz nachdem der Mann nahe dem Cannstatter Wasen in Stuttgart in sein Auto eingestiegen war. Erst danach habe das Fahrzeug Feuer gefangen und sei ausgebrannt, sagen diese Zeugen.

Bei dem Toten handelt es sich um Florian H., der bereits im Januar 2012 zum Polizistenmord in Heilbronn befragt worden war. Zuvor soll es einen anonymen Hinweis gegeben haben, wonach H. Kenntnisse über den Mord an der Beamtin Michele Kiesewetter haben könnte. Die Tat vom April 2007 wird dem NSU zugerechnet. In der Vernehmung bestritt H. allerdings, etwas von dem Mordanschlag zu wissen. Dafür soll er jedoch Hinweise auf eine weitere rechtsterroristische Gruppe gegeben haben. Dies wurde erst jetzt, kurz vor seinem Tod, bekannt – durch den Anfang September veröffentlichten Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag.