Offenbar passt sich nun auch die türkische Rechte den gesellschaftlichen Realitäten in der Türkei an. Die türkische Nationalisten-Partei MHP tritt im anstehenden Kommunalwahlkampf mit zwei türkischen Armeniern an. Elmas Giragos und Nerses Yeramyan sehen sich als Verfechter der türkischen Kultur.

Die MHP sei eine kultur-nationalistische Partei“. Die Ethnie oder Religionszugehörigkeit sei hier nicht wichtig. Sie seien nicht assimiliert, sondern sind auch stolz auf ihre armenische Identität. Wichtig sei, dass sich alle unter einer Flagge für die Türkei zusammenfinden.

Yeremyan sagte im Interview mit der türkisch-armenischen Zeitung AGOS:

„Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche. Unsere Religionen mögen verschieden sein. Doch wir haben dasselbe Vaterland. Wir alle sind die Nachkommen Atatürks.“

Auch Giragos sagte AGOS, dass sie eine gläubige Christin sei:

„Ich bin Armenierin und würde das niemals verheimlichen. Ich liebe mein Land und die Flagge und bin stolz darauf, dass ich hier lebe und das Kind Atatürks bin.“

Ihre Familie und ihre Bekannten sollen sich sehr gefreut haben, dass sie der MHP beigetreten ist. Sie erhalte Unterstützung aus ihrem Umkreis. Die MHP sei keine rassistische Partei. Sie betreibe keine ethnische Ausgrenzung, sondern akzeptiere die verschiedenen Hintergründe der Menschen, so Giragos.

Die MHP-Parlamentarierin Meral Akşener sei besonders wichtig für sie. Akşener sei eine regelmäßige Besucherin der armenischen Kirchen.

Völkermord-Vorwurf

Doch die Aussagen der beiden armenischstämmigen MHP-Kandidaten dürften insbesondere die Diaspora-Gemeinden der Armenier in Rage versetzen. Die wollen nach wie vor von ihrem Völkermord-Vorwurf gegen die Türkei nicht abrücken. Der Türke ist für sie der Erbfeind. In ihrem Bestreben erhalten sie Unterstützung von mehreren EU-Staaten.

Die Türkei vertritt die Ansicht, dass es im Jahr 1915 keine Völkermord-Absicht gegeben habe. "Es habe zu keinem Zeitpunkt einen Vorsatz oder einen Befehl zum Völkermord an den Armeniern gegeben". Doch sie bestreitet nicht, dass es Massaker seitens irregulärer Banden (gezielte Massakarn durch Armee Einheiten) gegeben hat. Hier weist sie auch darauf hin, dass auch türkische und kurdische Zivilisten von "armenischen Nationalisten massakriert" wurden.