Diplomatische Konsequenzen zwischen Berlin und Ankara?
Koyun, dessen Firma in Deutschland digitale Sicherheitslösungen unter anderem für den Deutschen Bundestag, das Bundeskanzleramt, Banken und Großunternehmen entwickelt, hatte auch die städtische App „İstanbul Senin“ („Dein Istanbul“) für die Stadtverwaltung Istanbul realisiert.
Vorwurf: Datenweitergabe ins Ausland
Nach Angaben türkischer Medien sollen Koyun und zwei seiner Mitarbeiter verdächtigt werden, Nutzerdaten der App illegal weitergegeben oder ins Ausland übermittelt zu haben. Neben Koyun wurden auch Abdullah Uygun, Softwareentwickler bei Kobil MyCity Platform Teknoloji AŞ, und Ayhan Güvenli, Softwareleiter bei Kobil Teknoloji AŞ, festgenommen.
„Digitaler İsmet“ – ein erfolgreicher Unternehmer aus Worms
Der 65-jährige Koyun, gründete 1986 in Worms sein Unternehmen KOBIL (Koyun Bilir).
Heute gilt er als einer der führenden Experten für Datensicherheit und digitale Identität in Europa. Seine Lösungen werden in mehreren Ländern – von Deutschland über die Schweiz und Großbritannien bis in die USA – eingesetzt.
In Deutschland ist Koyun durch seine Arbeit mit politischen Institutionen und internationalen Konzernen als „Digitaler İsmet“ bekannt geworden. Politiker besuchen regelmäßig die Firmenzentrale in Worms, um sich über neue Sicherheitslösungen zu informieren.
Koyuns letzte Worte vor der Festnahme
Noch am 10. Oktober war Koyun bei einer Veranstaltung in Mannheim aufgetreten. Dort sagte er gegenüber Journalisten:
„In der Türkei gebe es wohl einige Ermittlungen. Ich habe mit schmutzigen Geschäften nichts zu tun. Wir sind Unternehmer, wir haben unsere Arbeit gemacht und die beste App entwickelt.“
Gestern wurde er in seinem Haus in Istanbul festgenommen. Die Ermittlungen führt die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft.
In Deutschland hohes Ansehen
Koyun genießt in Deutschland hohes Ansehen als Symbol für erfolgreiche Integration und Innovation.
Seine Firma KOBIL Group arbeitet seit Jahrzehnten mit deutschen Banken, Gewerkschaften und Behörden zusammen und gilt als Pionier im Bereich der digitalen Sicherheitsarchitektur.
Die Ermittlungen in der Türkei dauern an. Beobachter rechnen damit, dass der Fall auch diplomatische Konsequenzen zwischen Berlin und Ankara haben könnte.
