Der Grund: Einige türkische Journalist*innen präsentierten sich bei dem Empfang in der Berliner Botschaft in einer Weise, die große Zweifel an journalistischer Distanz und beruflicher Integrität aufkommen lässt.
Selfies statt Berichterstattung
Während des Treffens mit Vertreterinnen türkischer Organisationen und ausgewählten Medienvertreterinnen im Berliner Botschaftsgebäude standen nicht politische Inhalte, Forderungen der Community oder diplomatische Ergebnisse im Mittelpunkt – sondern Fotos.
Mehrere Journalist*innen posierten in auffallender Nähe mit Minister Fidan: Arm in Arm, Schulter an Schulter, teils regelrecht „vertraut“. Ein Foto eines Korrespondenten einer großen türkischen Tageszeitung sorgte dabei für besondere Empörung. Branchenkenner reagierten mit scharfer Kritik:
„In welchem Verständnis von Journalismus posiert man so eng mit der eigenen Nachrichtenquelle?“
Ein „journalistisches Vakuum“
Parallel dazu fiel auf: Kaum ein Medium lieferte im Nachgang substanzielle Informationen über das Treffen.
Was wurde diskutiert? Welche Botschaften gab es an die türkische Community in Deutschland?
Welche politischen Themen standen im Vordergrund?
Nichts davon wurde inhaltlich aufbereitet. Stattdessen dominierten Selfies und lobende Posts in den sozialen Medien. Ein Medienanalyst kommentierte:
„Das ist keine Berichterstattung. Das ist Annäherung an die Macht. So verliert eine Community ihre informierte Öffentlichkeit – und die Presse ihre Glaubwürdigkeit.“
Währenddessen sendet Berlin eine klare Botschaft – aber die türkische Presse schweigt
Während die türkischen Medien schwiegen, sendete das Auswärtige Amt eine klare Botschaft nach Ankara. Während des Besuchs veröffentlichte das deutsche Außenministerium ein Video über das Treffen – und schickte eine deutliche Nachricht: „Das Parlament steht über der gesamten Politik.
Doch statt diese politische Signalwirkung aufzugreifen, beschäftigten sich viele der anwesenden Journalist*innen ausschließlich mit der eigenen Selbstdarstellung.
„Fünfte Kolonne?“ – Harte Vorwürfe innerhalb der Medienbranche
Die Nähe einiger Medienvertreter*innen zu Fidan führte intern zu auffallend scharfen Kommentaren.
Einige stellten offen die Frage, ob hier professionelle Grenzen überschritten wurden oder ob „problematische Loyalitäten“ eine Rolle spielten.
„Wenn das kein Journalismus mehr ist – was ist es dann? Ein Fall von ‚fünfter Kolonne‘?“, hieß es aus kritischen Medienkreisen.
Ein Tiefpunkt für die türkische Medienlandschaft in Deutschland
Aus diplomatischer Sicht war Fidans Besuch eine Routineangelegenheit. Doch für die türkische Presse in Berlin blieb ein bitterer Nachgeschmack:
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Journalistische Distanz wurde missachtet.
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Informationspflicht gegenüber der Öffentlichkeit blieb unerfüllt.
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Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Medien wurde weiter beschädigt.
Der Abend in der Berliner Botschaft bleibt damit weniger wegen seiner politischen Inhalte in Erinnerung – sondern als Symptom einer Medienkultur, in der Nähe zur Macht zu oft wichtiger erscheint als kritische Berichterstattung.