Offenbar denkt die türkische Regierung gar nicht daran, das Twitter-Verbot baldmöglichst wieder aufzuheben. Ganz im Gegenzteil zurrt sie nun den Gürtel um die als „Schutzmaßnahme“ verkaufte Aktion immer enger und schließt Schlupflöcher, die die türkischen Twitter-User nach in Kraft treten des Verbots zu nutzen wussten.


Via Handy oder so genannte VPN-Tunnel hatte sich die türkische Twitter-Gemeinde schnell selbst helfen und sich den Zugang zum Microblogging-Dienst bewahren können. Doch ihre Schlupflöcher scheinen nur von kurzer Dauer: Diejenigen, die das Twitter-Verbot via Google DNS umgingen, schauen bereits seit Samstag sprichwörtlich in die Röhre. Die User berichten, dass sie überhaupt nicht in der Lage wären, über öffentliche Server auf  das Internet zuzugreifen, so das Pirtal Think Progress
Twitter-User ohne DNS-Optionen

Für viele war gerade Google DNS eine beliebte Möglichkeit, die Sperren zu umgehen. Bilder mit den DNS-Adressen 8.8.8.8 und 8.8.4.4 machten weltweit die Runde. Bis zum späten Samstagabend waren offenbar so gut wie alle DNS-Optionen obsolet. Bisher gebe es von Seiten der Regierung aber keine offizielle Stellungnahme dazu, so das Blatt weiter. Es stehe zu vermuten, dass der Vorgang nicht auf einem Gerichtsurteil beruhe.

Über den Hashtag #GoogleDNSBlockedInTurkey verbreitete sich die Nachricht natürlich auch auf Twitter rasant. Dazu gab es neuerliche Tipps, wie die türkische Blockade nun umgangen werden könnte. Für die türkischen User stark gemacht hat sich übrigens auch Jack Dorsey, der Erfinder und Mitgründer des Microblogging-Dienstes.

Wird YouTube als nächstes blockiert?

Unterdessen ist zu befürchten, dass der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan schon die nächste Seite im Visier hat. So wurde Google aufgefordert, pikante Inhalte auf YouTube zu entfernen. Doch der Internetriese stellte sich nicht nur einmal quer und ließ die veröffentlichten Gesprächsmitschnitte stehen. Jetzt könnte also abermals das Videoportal an der Reihe sein. Dass es tatsächlich so kommen könnte, deutete  Kommunikationsminister Lutfi Elvan bereits an: „Ob Twitter, Yahoo oder Google, alle Social-Media-Unternehmen haben sich an die Gesetze der Türkischen Republik zu halten und das werden sie auch“, zitiert ihn abc news.

Die Anzahl der Tweets von Nutzern in der Türkei war trotz des Verbots kaum zurückgegangen. Stattdessen wurden nur Stunden nach der Ankündigung von Premier Recep Tayyip Erdoğan Hashtags wie #TwitterisblockedinTurkey und #TurkeyBlockedTwitter zu echten Trending Topics. Laut einem Bericht von Twitturk, die die Statistik der türkischen Twitter-Nutzer aufzeichnen, wurden trotz des Verbots in nur zehn Stunden mehr als eine halbe Million Tweets gepostet. Zum Vergleich: Durchschnittlich werden in der Türkei rund 1,8 Millionen pro Tag veröffentlicht. Ein starker Rückgang oder gar ein Aus, wie es sich der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan vorgestellt hatte, sah anders aus.