Ein erst 22-jähriger Demonstrant erlag am Dienstag seinen Verletzungen, nachdem er in der Nacht zuvor tödlich verletzt wurde. Die Behörden behaupten, er sei vom Dach gefallen, Demonstranten berichten dagegen, er sei von einem Tränengas-Behälter am Kopf getroffen worden.


Ahmet Atakan
hatte am Montag an einer Demonstration in der südöstlichen Provinz Hatay teilgenommen. Ziel war es, Solidarität mit protestierenden Studenten der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara zu zeigen. Diese wehren sich gegen den Bau einer Straße, die durch den Campus führen soll. Zudem erinnerten sie an Abdullah Cömert, der bei den Gezi-Park-Protesten im Juni ums Leben kam
.

Das Gouverneursamt von Hatay erklärte in einer Stellungnahme, dass die Sicherheitsbehörden eine unerlaubte Demonstration in der Nacht auf Dienstag zu unterbinden versuchten. Da dies nicht möglich gewesen sei, sei mit Tränengas und Wasserwerfen vorgegangen worden. Die Fahrzeuge der Polizei seien mit Steinen und anderen Gegenständen von den Dächern aus beworfen worden. Daraufhin sei ein Notruf von der Polizei eingegangen. In diesem sei von einer Person, die von einem Dach gefallen sei, gesprochen worden. Die Ambulanz habe Atakan allerdings nicht antreffen können, da Passanten ihn selbst ins Krankenhaus gebracht hätten, berichtet die Hürriyet.

Das Portal Bianet zitiert Dr. Selim Matkap, der bei der Vorautopsie teilgenommen habe, und sagt, er habe keine Anzeichen für einen Fall aus großer Höhe gefunden. Die Zeitung Habertürk stützt sich auf den endgültigen Autopsiebericht und schreibt, innere Verletzungen seien festgestellt worden und würden so ein Anzeichen für einen Fall darstellen.

Atakan wurde im Krankenhaus noch einmal wiederbelebt, konnte aber schließlich nicht mehr gerettet werden und starb am frühen Dienstagmorgen. Auch die in den Medien zitierten Ärzte geben unterschiedliche Erklärungen ab. Anzeichen dafür, dass er von einem Dach gefallen sei, gebe es nicht, sagt einer der Ärzte, die die Autopsie durchführten. Es seien ein stumpfes Trauma und Blutergüsse am Schädel festgestellt worden. Bei einem Fall aus großer Höhe seien andere Verletzungen zu erwarten, so Selim Matkap von der Ärztekammer Hatay.