Eine Informations-Broschüre des Jobcenters Pinneberg in Schleswig-Holstein sorgt zur Zeit für Aufregung. Darin werden Beziehern von Arbeitslosengeld-II (Hartz-IV) Spar-Tipps gegeben, die Betroffene durchaus als Verhöhnung auffassen könnten.


Mit Hilfe von Comic-Bildern wird in dem Folder
geschildert, wie die fiktive Familie Fischer Arbeitslosengeld-II beantragt. Als die Eltern ihren Kindern eröffnen, dass sie Hartz-IV in Anspruch nehmen, wird erstmal beschlossen, „eine Woche auf Fleisch zu verzichten“. Der Tochter gefällt das: „Ich will sowieso Vegetarierin werden.“

Später werden alte Möbelstücke übers Internet versteigert. Die 350 Euro darf die Familie behalten, werde doch „der Erlös aus dem Verkauf von Möbeln und Haushaltsgegenständen“ nicht als Einkommen angerechnet.


Statt dem Getränke-Kauf im Supermarkt gibt eine Freundin Frau Fischer den Ratschlag, doch in Zukunft lieber Leitungswasser zu trinken: „Vielleicht müsst ihr Euch nur daran gewöhnen“. Geraten wird Langzeit-Arbeitslosen auch, Steine in den WC-Spülkasten zu legen, um Toilettenwasser zu sparen.

Das vermittelte Bild ist alles andere als glücklich. Das Jobcenter scheint vermitteln zu wollen, dass sich mit Hartz-IV im Grunde locker ein Auskommen finden lässt, solange man nur genügend Eigeninitiative und Verzichtsbereitschaft an den Tag legt.


Die Bild-Zeitung machte daraus in ihrer Donnerstagsausgabe einen regelrechten Skandal. Ein Redakteur verstieg sich sogar zur Aussage, die Bundesagentur für Arbeit (BA) sei eine „Bundesagentur für Volksveräppelung“. Zuvor hatte der Vizechef der BA, Heinrich Alt, die Broschüre ausdrücklich gelobt. „Jobcenter Pinneberg hat einen tollen ALG2-Ratgeber herausgegeben“, schrieb er in einer Twitter-Nachricht.


 Die Broschüre sei in erster Linie dazu gedacht, die Grundsicherung für Arbeitsuchende verständlich zu erklären. Die Spar-Tipps nähmen nur einen sehr kleinen Teil der Publikation in Anspruch und würden mehr einen allgemeinen Denkanstoß als eine konkrete Handlungsempfehlung darstellen. Auch dass die Auswahl der dargestellten Situationen mit mehr Sensibilität erfolgen hätte können, sieht die Sprecherin nicht ein.