Der Chef des Bundeskanzleramts, Roland Pofalla, gesteht, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) an sechs Operationen der NATO-Geheimarmee „Gladio“ teilgenommen habe.


Das geht aus einem Schreiben Pofallas an die Verteidigung im aktuellen Luxemburger Bonbenleger- Prozess" hervor. Das Antwortschreiben war als geheime Verschlusssache eingestuft worden. Das Luxemburger Wort schreibt, dass die deutschen Geheimdienste bereit waren, ihre Unterlagen zu deklassifizieren. Darin steht unter anderem:

Deutsche Dokumente befassen sich mit der Anschaffung von „Harpoon“-Funkgeräten durch den SREL deren Bezahlung über eine „Einziehungsstelle für Ausgleichsforderungen“ in Köln geregelt wurde. Zur Erklärung: AEG-Telefunken stellte diese Datenfunkgeräte für das „Allied Clandestine Comittee“ her, unter deren Schirmherrschaft alle europäischen Stay-Behind-Netzwerke funktionierten.

Zuvor hatte die Bundestagsfraktion der Partei Die Linke eine Kleine Anfrage im Bundestag gestellt. Inhalt der Anfrage war die Aufdeckung der Tätigkeiten von Gladio. Ein Zeuge hatte im „Bombenleger-Prozess“ den BND im Rahmen seiner Aussage schwer belastet. So soll sich der BND an mehreren Bombenanschlägen in Europa beteiligt haben. Der deutsche Geheimdienst sei auch für das Attentat auf das Münchner Oktoberfest im Jahr 1980 verantwortlich.

Doch eine vollständige Aufklärung der Aktivitäten des Gladio-Netzwerks ist offenbar nicht zu erwarten. Denn Pofalla schreibt in seinem Geheimbrief, dass das Informationsinteresse des Parlaments nach „konkreter Abwägung der betroffenen Belange hinter die berechtigten Geheimhaltungsinteressen“ zurücktrete.

„Gladio“ ist eine paramilitärische Geheimarmee. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegen eine mögliche Sowjet-Invasion Westeuropas gegründet. Ihr Personal wurde aus rechtsradikalen Kreisen in Deutschland, Griechenland, Italien, Belgien, Spanien, Luxemburg, Österreich und der Türkei rekrutiert. Der NATO-Geheimarmee werden zahlreiche Bombenanschläge, Morde und weitere Terrorakte angelastet.