Geboren wurde er 1968 in Dersim und studierte Labormedizin und Tierheilkunde. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er war Mitglied der Gewerkschaft für Gesundheit und Sozialdienste (SES). Nachdem er seinen Beruf aufgeben musste um sich überhaupt wählen zu lassen, wurde er von der Türkischen Kommunistischen Partei (TKP) kandidiert und von der hoch politisierten Bevölkerung der Türkei ausgewählt.

Die Weltöffentlichkeit hat ihn nach den Kommunalwahlen in 2014 kennengelernt. Er bekam 36,1 % der Stimmen aus der kleinen Provinz Ovacık mit 3000 Einwohner und wurde damit zum ersten kommunistischen Bürgermeister der Türkei, der damit Geschichte schrieb. Nach fünf Jahren wurde er im März 2019 Bürgermeister der Provinzhauptstadt Tunceli, bzw. Dersim. Der Name von der Stadt Dersim wurde 1935 auf Tunceli umgeändert. Abgesehen von Amtssprache aber benutzt keiner den Namen Tunceli.

Wenn man Bürgermeister Maçoğlu sagt, denkt man automatisch an das „Ovacık“ Modell. Was ist aber dieses Modell, das immer wieder mit seinem Namen zusammen auftaucht? Dafür sollte man seine fünf Jahre lang verrichtete Dienstzeit in dieser kleinen Provinz genau betrachten. Öffentliche Verkehrsmittel, Wasser und Strom waren in diesem Zeitraum kostenlos. Es wurden zahlreiche biologische Kooperativen gegründet. Es wurden Stipendien für 150 Jugendliche zwecks Studium verteilt.

Es wurden 6500 qm Kichererbsen, Bohnen und Kartoffeln ausgesät, geerntet und vermarktet. Deshalb wurde er öfter „Bohnen Meister“ genannt. 600 Betriebe sollen bei diesen Kooperativen ökologisch nachhaltig Salz, Bohnen und Honig gewonnen haben. Was sie verdienten, wurde unter Arbeitern, neuen Projekten in der Provinz, Studentenstipendien und der Öffentlichkeit transparent aufgeteilt. Diese Produkte wurden in der Türkei und Europa mit großer und eifriger Solidarität unterstützend massenhaft gekauft. Maçoğlu‎ war bei allen Schritten und Aktionen mit dabei.

Das ist nicht alles. Das Amt wurde ein Rathaus für das Volk. Es wurde unübliche Tauschaktionen durchgeführt. Bürger brachten Sachen und Gegenständen, die sie nicht mehr brauchten. Sie gaben diese dort ab. Wenn ein Besucher davon etwas brauchte, durfte dieser sich bedienen. Aber auch selber brachten sie etwas mit. Ohne kommerzielle Zwecke fanden diese Tauschaktionen statt. Also das Rathaus führte keine Gewinnstrategien damit. Noch dazu fanden kontinuierlich demokratisch-pluralistische Ratsversammlungen statt, wo jeder seine Sorge hintragen durfte.

All diese politischen Tätigkeiten waren neu. Sie entwickelten eine sozialistisch geprägte, kooperative Gemeinschaft und neue Zusammenlebenskultur. Sollte ein Gemeindemitglied Hilfe brauchen, weiß derjenige, dass ihm dort geholfen wird. Schüler und Studenten wurden geholfen, damit sie bessere Bildungschancen haben. Bücher wurden gekauft und verteilt, wo sie benötigt waren. An ihre Köpfe wurde der Schutz der Menschenrechte und des ökologischen Gleichgewichts groß geschrieben.

In seinem Amt werden alle Bürger, egal welchen ethnischen, religiösen, politischen oder anderen Hintergrund oder Klassenunterschiede haben, gleich behandelt. Alle bekommen gleiche Leistungen und Mitspracherecht. Die Armen werden unterstützt, wo sein Amt es kann.

Was er in Ovacık gemacht hat, versucht er jetzt seit einigen Monaten in Dersim ins Leben zu rufen. Wie erwähnt hat er sich im März 2019 wieder von der gleichen Partei kandidieren lassen und wurde erneut gewählt. Somit wurde seine politische Karriere und Macht größer und einflussreicher. Er hat vor die Landwirtschaft, Imkerei und Viehzucht zu unterstützen und verbessern. Jeder Bauer wird mit Diesel, Vieh und Saatgut abgesichert. Die Behörde wird dafür sorgen, dass die Bauern ihre Produkte auf den Markt bringen und dafür gerecht bezahlt werden. In Metropolen werden Konsumgenossenschaften gegründet, eigene Büros und Verkaufsstellen eröffnet, damit die Produkte der Bürger sicherer vermarktet werden. Wenn sein Konzept im Kleinen funktioniert, warum dann nicht im gesamten Land?

Süleyman Deveci / 19.10.2019