'Handeln und investieren statt nur Beklagen'

8. März ist Weltfrauentag: Handeln und investieren statt nur Beklagen Frauen erfahren zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und im Internet Gewalt. Das Ausmaß dieser Gewalt zeigt ein neuer Bericht der Agentur der Europäi-schen Union für Grundrechte (FRA), der die Ergebnisse der weltweit größten Erhebung über Gewalt gegen Frauen vorstellt.

Jede dritte Frau in der Europäischen Union ist bereits Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt geworden.

In Deutschland sind 35 Prozent der Frauen betroffen. „Es reicht es nicht aus, seine Betroffenheit über die erschütternden Ergebnisse der aktuellen Studie zum Ausdruck zu bringen. Das Problem ist seit vielen Jahren hin-länglich bekannt.  

Bereits die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (2005) hatte herausgear-beitet, dass in Deutschland jede dritte Frau von häuslicher Gewalt betroffen ist. Bei Frauen mit Migrationshintergrund ist die Zahl der Betroffenen im Vergleich zu den Frauen ohne Migrationshintergrund noch etwas höher. Zum Weltfrauentag möchte die TGH zudem darauf aufmerksam machen, dass die Erwerbschancen und die Be-zahlung für Frauen nach wie vor skandalös geringer sind als für Männer. Insbeson-dere mit Blick auf die in Deutschland lebenden Migrantinnen müssen wir feststellen, dass deren Quote an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen weiterhin extrem gering ist. Es droht eine Verfestigung der Prekarisierung. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen im Herkunftsland erworbene Qualifikationen in Deutschland gar nicht oder nur zum geringen Teil anerkannt werden. Entsprechend hoch sind die Hürden beim Zugang zum Arbeitsmarkt.

Um diese Hürden in kleinen Schritten zu senken, setzt sich die TGH mit ihrem neuen Projekt „Mobil in Arbeit“ dafür ein, die Beschäftigungsfähigkeit von Hamburger Migrantinnen zu steigern. Durch die Vermittlung in maßgeschneiderte Qualifizierungen soll es diesen Frauen gelingen, den Einstieg ins Erwerbsleben zu finden.

Eigene Erwerbstätigkeit und damit verbunden ein eigenes Erwerbeinkommen stärkt Migrantinnen in ihrem Selbstwertgefühl und schützt sie vor potentieller Gewalt. Männergewalt gegen Frauen und Mädchen kostet die Solidargemeinschaft jährlich mehrere Milliarden Euro, Kosten für Justiz, Polizei, ärztliche Behandlung und Arbeitsausfälle, stellte bereits Terres de Femmes 2012 fest.

Das Geld wäre besser angelegt in Projekten, die Frauen mit und ohne Migrationshintergrund stärken und damit vor Gewalt schützen.

Nebahat Güçlü, die Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Hamburg.

(Vorsitzende)