Es war ein tränenreicher Abschied. Rund 50 Nachbarn, Freunde und Unterstützer waren um 10 Uhr zur Flüchtlingsunterkunft Billstieg gekommen, um Boban (42), Slobodanka (41) und ihren in Hamburg geborenen Kindern Bonita (19), Selenora (16) und Usko (15) Tschüs zu sagen.

Beim Abschied flossen Tränen: Selenora (16) umarmt Marion Lewes vom Multinationalen Arbeitskreis Mümmelmannsberg.
Beim Abschied flossen Tränen: Selenora (16) umarmt Marion Lewes vom Multinationalen Arbeitskreis Mümmelmannsberg.
Foto: Marius Roeer

Manche hatten Plakate mitgebracht. „Sommerskandal der SPD Hamburg“ stand darauf. „Ihr müsst bleiben“ und „Abschiebung trotz Integration“. Denn vor allem, dass die Familie ausgewiesen wird – nur drei Wochen nachdem der Schulsenator höchstpersönlich Selenora und Usko mit einem Integrationspreis geehrt hatte, hat stadtweit für Empörung gesorgt.

Bis zuletzt hatten sie gehofft – dass Bonita am 1. August ihre Ausbildung zur Friseurin antreten kann. Dass der musikalisch hochbegabte Usko ab September den zugesagten Platz an der Musikakademie belegen kann. Dass die Einser-Schülerin Selenora in Hamburg ihr Abitur machen kann. Vergeblich. In ihrer Heimat Serbien ist ihnen als Roma all das verwehrt. Eine Zukunft in Armut steht ihnen bevor.

Aus Angst ist Selenora an einer Depression erkrankt. Immer wieder brach das Mädchen beim Abschied gestern zusammen. „Hier werden schwer kranke Kinder ausgewiesen, die nachweislich traumatisiert sind“, schimpfte Unterstützer Erich Meyer, ein pensionierter Lehrer. „Die SPD sollte sich schämen.“

Dann kam der blaue Bus. „Ich hoffe, dass wir irgendwann wiederkommen dürfen“, sagte Bonita weinend und winkte zum Abschied aus dem Fenster.