Doch aus Romeo wird ein Brutalo: „Er hat mich geschlagen“, sagt die zierliche Deutsche mit türkischen Wurzeln. „Damals habe ich das ausgehalten, aus Liebe. Heute weiß ich, dass das schon Teil seiner Krankheit war.“

Im Dezember 2008, wenige Tage vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes, kommt Orkan das erste Mal in die geschlossene Psychiatrie. Danach zieht er zurück zu seinen Eltern: „Ich bin aber immer wieder zu ihr hingegangen, ich war ja verliebt in die Frau“, erklärt Orkan A. dem Gericht.

Er wirkt unkonzentriert, wechselt zwischen Unruhe und Apathie, manchmal antwortet er wirr auf die Fragen der Richterin. Erst im Februar war er wieder für mehrere Tage in der Akutstation der Psychiatrie.

Kommt Orkan A. (27, Name geändert) dauerhaft in die Psychiatrie?

Rein in die Klinik, raus aus der Klinik, so geht das seit Jahren. Sobald ihr Mann entlassen wurde, lebte Aygül in Angst: „Er wurde immer nur weg geschickt von der Polizei, ich fühlte mich vom deutschen Staat völlig alleingelassen..“ Zuletzt hat er im November 2011 Blut auf ihre Wohnungstür geschmiert.

Nun soll das Landgericht entscheiden, ob ihr inzwischen geschiedener Mann dauerhaft in die Psychiatrie eingewiesen wird. Die Anklage umfasst nur zwei der zahlreichen Vorfälle, beide liegen lange zurück. Im Juni 2009 drängt sich Orkan A. in ihre Wohnung, obwohl das Gericht ihm per Einstweiliger Verfügung verboten hatte, sich seiner Frau zu nähern. Aygül flüchtet ins Frauenhaus. Im September 2009 bedroht der Stalker sie in einem Bus: „Ich schieß dir in den Kopf!“ Die Anklage lautet auf Nachstellung, Körperverletzung, Bedrohung. Orkan A. ist geständig.

Aygül wendet sich mit ergreifenden Worten an das Gericht: „Ich habe meinen Ex-Mann ja nicht nur angezeigt, weil ich Angst hatte. Sondern auch für ihn. Er braucht Hilfe. Er ist krank.“
Fortsetzung am Montag.mopo