Brisante Enthüllungen über den Ex-Chef der Türkischen Gemeinde Deutschland (TGD)!


von Lars Petersen/ B.Z.

Am 10. Mai 2014 kündigte der langjährige TGD-Boss Kenan Kolat (55) überraschend an, er wolle nicht wieder für das Amt kandidieren. Der Ehemann von Berlins Arbeits- und Integrationssenatorin Dilek Kolat (48, SPD) gab gesundheitliche Gründe an.

Nach B.Z.-Recherchen stellt sich jetzt jedoch heraus: Es gab vorher Untreue-Vorwürfe gegen Kenan Kolat, die jetzt sogar die Staatsanwaltschaft beschäftigen! Kolat selbst hat die Behörde informiert, um die Vorwürfe klären zu lassen.

Ein vertraulicher Kassenprüfbericht vom 29. April (liegt B.Z. vor), also wenige Tage vor Kolats Rückzug, weist zahlreiche Unregelmäßigkeiten in den Jahren 2012 bis 2014 auf:

► Dem TGD-Chef wurde vorab die Übernahme aller Kosten bei “Besuchen und Zusammenkünften” der TGD bewilligt! Für seine Vorstandskollegen galt das nicht. Die Kassenprüfer: Der Beschluss sei “zu pauschal und ohne entsprechende Kriterien formuliert”, sowie “nicht begründbar”.

► Eine “große Anzahl” von Bewirtungsbelegen sei nicht plausibel begründet. Gleiches gilt für eine “große Anzahl” von Taxiquittungen. Die Kassenprüfer: “Die Begründung des Termindrucks ist nicht überzeugend, zumal es sich oft um durch die TGD festgesetzte Termine handelt”.

► Vom Vereinskonto gab es diverse Barabhebungen, die zwar später ausgeglichen wurden, allerdings sei “die TGD-Relevanz nicht bei allen belegt worden”.

Waren die Vorwürfe also der wahre Grund für Kolats Rückzug?

Immerhin merkwürdig auch: Obwohl er ja angeblich gesundheitliche Probleme habe, ließ sich Kolat vier Wochen nach seinem Rückzug zum Sprecher des “Verbandes für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity” wählen, einem Zusammenschluss von elf Migranten-Verbänden.

Auf B.Z.-Anfrage erklärt der derzeitige TGD-Bundesvorsitzende Gökay Sofuoğlu (53), die Vorwürfe würden noch immer TGD-intern geprüft. Und er bestätigt, dass der Kassenprüfbericht Grund für Kolats Rückzug war: “Herr Kolat hat die Konsequenzen gezogen und ist nicht mehr angetreten.”

Kolat selbst sagt auf Anfrage, dass sein Arzt ihm tatsächlich geraten habe, kürzer zu treten. Die Arbeit bei seinem neuen Verband erfordere dementsprechend keinen täglichen Einsatz. Aber er räumt ein: “Hinzu kamen weitere persönliche Differenzen und Diskussionen um den Kassenbericht innerhalb des Verbandes, die mich dazu bewegten auf eine weitere Kandidatur zu verzichten, auch um etwaigen Schaden von dem Verband abzuwenden.”

Zu den Vorwürfen selbst erklärt Kolat, dass zwar nicht für alle Quittungen der Grund der Ausgaben angegeben waren, dies habe er aber nachgeholt. Alle Taxiquittungen und Bewirtungskosten seien dienstlich veranlasst gewesen. Für Barauszahlungen habe es tatsächlich nicht immer einen belegbaren dienstlichen Anlass gegeben. Und weiter: “Die Irritation, die dadurch entstanden ist, bedauere ich sehr.” Auf dem Bundeskongress sei er aber entlastet worden.

Um die Vorwürfe zu entkräften, habe er im Februar bei der Berliner Staatsanwaltschaft Selbstanzeige gestellt. Kolat zur B.Z.: “Da ich das Urteil über meine Person und mein Handeln nicht der Gerüchteküche überlassen will, habe ich den Sachverhalt selbst der Staatsanwaltschaft übermittelt und vertraue darauf, dass die Staatsanwaltschaft die Angelegenheit nüchtern und fair bewertet.”  
 
www.bz-berlin.de/berlin/staatsanwalt-prueft-vorwuerfe-gegen-kenan-kolat