Die schlimmen Ereignisse vom Hallenturnier um den „Schweinske-Cup“ ziehen immer weitere Kreise. Täglich kommen neue Details ans Tageslicht, täglich gibt es neue Wortmeldungen – und am Donnerstag einen Krisengipfel im Rathaus.


Innensenator Michael Neumann lädt am Mittag (12.30 Uhr) alle Beteiligten zu einem „Sicherheitsgespräch“ in den Phoenixsaal. Mit dabei: Vertreter von HSV, St. Pauli, VfB Lübeck, Hamburger Fußballverband, den Veranstaltern des Schweinske-Cups, der Polizei und des Kieler Innenministeriums.

Hamburger Innensenator Michael Neumann verteidigte den Einsatz der Polizei beim Schweinske-Cup.
Hamburger Innensenator Michael Neumann verteidigte den Einsatz der Polizei beim Schweinske-Cup.
Foto: dpa


„Ich erwarte einen breiten Schulterschluss gegen Gewaltexzesse und allgemeinen Konsens, dass Gewalt durch angebliche Fans nicht hingenommen wird“, so Neumann vor dem Gespräch. Bei dem Dialog soll es laut Innenbehörde weder um Schuldzuweisungen noch die generelle Diskreditierung von Vereinen gehen.


Dabei gibt es auch diesbezüglich noch Unmengen an wachsendem Gesprächsbedarf. Alleine am Mittwoch überschlugen sich die Ereignisse wie folgt:


Die Hamburger Fraktion der Linken bezeichnete die polizeiliche Schilderung der Vorfälle von Freitag als „höchst einseitig“. Christiane Schneider, innenpolitische Sprecherin der Fraktion, äußerte sich bestürzt, dass „in der Darstellung der Polizei die vielfach bezeugten rassistischen und neonazistischen Vorkommnisse im Block der Lübecker Hooligans nicht mit einem einzigen Wort Erwähnung fanden“. Die Abgeordnete hat Anzeige gegen eine namentlich nicht bekannte Person im Lübecker Block erstattet, die, wie im Bild oben zu sehen, den Hitlergruß zeigt.


Auch der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma stellte einen Strafantrag. Zur Aufhetzung gegnerischer Fans hätten organisierte Gruppen bei dem Turnier laut Augenzeugenberichten rechtsradikale Parolen (Zick-Zack-Zigeunerpack) gegen die Minderheit skandiert. „Die Polizei muss nun die Täter anhand des vorhandenen Videomaterials ermitteln“, forderte Arnold Roßberg vom Zentralrat in Heidelberg.


Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) publizierte eine Stellungnahme, in der sie St. Pauli-Boss Stefan Orth massiv aufs Korn nimmt. „Da stellt sich der Präsident dieses Fußballclubs hin und behauptet, kein Fan-Problem zu haben. Wer eine solche Aussage macht, muss in den letzten Jahren tief und fest geschlafen haben“, ist dort zu lesen. „Die Verantwortlichen des Vereins sind sich nicht zu schade, der Polizei die Schuld an den Gewaltausbrüchen zuzuschieben. Mit dieser Schuldzuweisung liefern sie den kriminellen Gewalttätern auch noch eine Rechtfertigung. Das ist der eigentliche Skandal!“

Brisante Details auch vom VfB Lübeck. Der hat wohl rund 120 Karten für das Turnier seiner Ultra-Gruppierung zur eigenhändigen Verteilung überlassen und somit jeglichen Zugriff verloren. Außerdem sollen VfB-Anhänger ohne Karte problemlos in die Halle gelangt sein.

„Wir sind der Ansicht, dass durch massive handwerkliche Fehler der Polizei und der Veranstalter die Auseinandersetzungen verursacht worden sind“
Sven Brux,  St. Pauli-Sicherheitschef
„Wir sind der Ansicht, dass durch massive handwerkliche Fehler der Polizei und der Veranstalter die Auseinandersetzungen verursacht worden sind“ Sven Brux, St. Pauli-Sicherheitschef
Foto: Bongarts/Getty Images


Die CDU-Bürgerschaftsfraktion forderte den Kopf von St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux. „Wer öffentlich Gewalt rechtfertigt, ist als Sicherheitschef eines Fußballvereins nicht mehr tragbar“, so der rechtspolitische Sprecher Kai Voet van Vormizeele. Hintergrund sind Äußerungen von Brux, dass jemand, der „Nazi-Sprüche macht, auch das Gefühl haben muss, dass ihm das gesundheitlich nicht ganz gut tut.“ Vormizeele bezeichnete dies als „Niveau von Nazis“. Brux hat seine Aussage im Nachhinein relativiert und bekräftigt, Gewalt abzulehnen.mopo