Die USA und die Europäische Union haben weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Es steht der Vorwurf im Raum, dass der Kreml ukrainische Separatisten durch Waffen unterstütze. Die europäischen Staaten werden in Zukunft keine Technologie und Material zur Förderung fossiler Brennstoffe nach Russland liefern. Russischen Staatsbanken soll bis auf weiteres der Zugang zu den europäischen Aktienmärkten verwehrt bleiben. Die russische Regierung will diesen Druck nicht hinnehmen. Die oberste Veterinärbehörde verbietet nun den Import von europäischen Agrarerzeugnissen. Damit öffnen sich die Türen für größere Lieferungen aus der Türkei und Brasilien.

Pestizidbelastung stoppt Import polnischer Lebensmittel


Von den russischen Repressalien ist vor allem der europäische Handelspartner Polen, aber auch Moldawien betroffen. Der Import von Produkten aus diesen Ländern war bereits am 1. August gestoppt worden. Grund hierfür sei die starke Belastung von Pestiziden gewesen, berichtet die Nachrichtenagentur ITAR-TASS. Der drastische Schritt sei nötig gewesen, um die Sicherheit Russlands zu gewährleisten, so der russische Präsident Wladimir Putin. Die Sanktionen sollen vor allem den polnischen Markt treffen. So ist in Polen eine Preissteigerung auf den eigenen Märkten zu erwarten, sagt die russische ZeitungThe Moscow Times.

Hohes Handelsvolumenmit der EU

Das Importverbot europäischer Agrargüter trifft jedoch beide Konfliktparteien hart.Ein Drittel der von Russland importierten Lebensmittel stammt aus der Europäischen Union. Diese verdient am Handel mit Russland gut. Laut Europäischer Kommission beträgt das Exportvolumen hier 15,8 Milliarden Dollar. Damit sind Agrarprodukte der zweitgrößte Handelsposten in diese Region. Überstiegen wird diese Zahl nur durch die an Russland verkauften Industriegüter.

Auch der russische Markt leidet unter den eigenen Sanktionen. Um die russische Bevölkerung weiterhin mit Lebensmitteln versorgen zu können, sollen Lebensmittel aus Brasilien und der Türkei importiert werden. Zukünftig werden landwirtschaftliche Güter aus der Türkei, Fleisch und Rind aus Brasilien bezogen. Die Produkte sollen schnell und lizenzfrei eingeführt werden. Das ist nicht risikofrei. Die russische Zentralbank warnte vor dem Importverbot der preisgünstigen EU-Güter. Der Kauf von teureren ausländischen Produkten könnte die ohnehin hohe Inflationantreiben. Diese war im Juni mit 7,8 Prozent hinter den Erwartungen zurück geblieben. Ein Jahr vorher war die Inflation einen Prozentpunkt niedriger. Seit September vergangenen Jahres stieg diese kontinuierlich. Europa ist für Russland immer noch der wichtigste Handelspartner. Ein Großteil der im Land getätigten Investitionen stammen aus der EU, so das Auswärtige Amt.

Zuletzt hatte sich das Verhältnis zwischen Russland und der Türkei sichtlich verbessert. Im Handel zwischen Russland und der Türkei sollen die nationalen Währungen die Leitwährung Dollar zukünftig ablösen. Das geht einher mit einem immensen Prestigeverlust des amerikanischen Dollars. „Die Türkei bietet Russland an, beim Handel auf die jeweiligen nationalen Währungen umzusteigen“, zitiert das russisch-türkische Portal Haber Rus den russischen Wirtschaftsminister Alexei Uljukajew. Die Türkei war zuletzt in einer Zwickmühle gewesen. Im schwelenden Konflikt zwischen dem Westen und Russland wollte Ankara zunächst eine neutrale Rolle einzunehmen. Obschon man die Annexion der Krim durch Moskau kritisiert hat, folgte man bisher nicht der Linie der westlichen Verbündeten und sprach sich nicht für wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland aus. Immerhin ist Russland derzeit der sechstgrößte Exportmarkt der Türkei.