Schwieriger wird es in vielen ambulanten und stationären Pflegediensten, in denen die Leitung gefordert ist, rassistische und diskriminierende Äußerungen (nicht nur) von Nazis zu untersagen und für einen respektvollen Umgang zu sorgen: Die Regeln für den sozialen Umgang gelten schlicht für alle.
Spannend wird zu beobachten sein, ob sich die Nazis eine eigene Infrastruktur aufbauen: ob sich Netzwerke und UnterstützerInnen im rechten Milieu aufopferungsvoll um ihre Führer kümmern und so ein rechtes Netz von Pflegeeinrichtungen entsteht. Analog zu der Debatte über Verbot und Finanzierung der NPD muss genau hingeguckt und überprüft werden, ob hier Mittel öffentlicher Kassen jenseits der Pflege zweckentfremdet zur Unterstützung rechter Strukturen eingesetzt werden.
Der beklemmenden Aussicht auf rechte Pflegeeinrichtungen und -dienste, in denen „deutsche Mädels deutsche Männer“ pflegen, kann nur durch eine vielfältig ausdifferenzierte und gut finanzierte Pflegelandschaft aus Seniorenheimen, ambulanten Pflegediensten und genossenschaftlich organisierten, sorgenden Wohnformen und sonstigen Lebensgemeinschaften begegnet werden.
Das Zulassen von Schwäche und Gebrechlichkeit ist ein starkes Gegenbild zur „Herrenrasse“, die „flink wie ein Windhund, hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder“ sein soll. Die Hoffnung, dass Nazis ihre menschenverachtende Ideologie zu ihrem Leitbild machen und den Löffel abgeben, bevor sie „degeneriert der deutschen Volksgemeinschaft zur Last fallen“, können wir getrost aufgeben.taz