Wie türkische Zeitungen meldeten, trug der Gefangenentransporter, mit dem der Hauptangeklagte zum Gericht nach Istanbul gebracht wurde, eine rechtsradikale Parole. "Ya sev ya terk et" - auf Deutsch etwa: "Lieb' es (das Vaterland) oder hau ab" - stand auf dem Aufkleber auf der Frontseite des Gefangenenbusses.

"Ya sev ya terk et"

"Ya sev ya terk et" ist eine der bekanntesten Parolen türkischer Rechtsnationalisten. In den Medien wurde der rechtsradikale Spruch deshalb als neuer Hinweis darauf gewertet, dass es bei den Sicherheitskräften große Sympathien für die Dink-Mörder gibt.

"Rassisten-Parole auf Behördenfahrzeug", kritisierte die Zeitung "Yeni Safak". Erst als Journalisten auf den Aufkleber auf dem Bus aufmerksam wurden und ihn fotografierten, hätten die für den Gefangenentransport zuständigen Gendarmen den Spruch abgedeckt, hieß es in Medienberichten. Die Zeitung "Sabah" erinnerte ihre Leser daran, dass Polizisten unmittelbar nach dem Mord an Dink im Jänner zusammen mit dem mutmaßlichen Mörder Ogün S. Erinnerungsfotos in Heldenpose aufgenommen hätten.


Das 9. türkische Berufungsgericht für Strafsachen hat entschieden, dass der türkisch-armenische Journalist nicht von einer Terrororganisation, sondern gemäß Artikel 220 des türkischen Strafgesetzbuchs, von einer kriminellen Organsation ermordet worden ist. Die Entscheidung des Gerichts könnte zu einem neuen Prozess führen.

Bisher hat der Angeklagte Erhan Tuncel eine zehnjährige Haftstrafe mit bedingter Haftentlassung bekommen. Ersin Yolçu erhielt 12 Jahre, Ahmet Iskender 13 Jahre, Salih Hacısalihoğlu zwei Monate. Der ausführende Täter Ogün Samast muss für 22 Jahre und zehn Monate ins Gefängnis. Insgesamt sind 19 Personen angeklagt.

Politische Morde waren in der Vergangenheit keine Seltenheit in der Türkei. Derzeit müssen sich die Ermittlungsbehörden mit einer vermeintlichen Verschwörung gegen den griechisch-orthodoxen Ökumenischen Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. befassen. Alarmiert wurden diese durch einen ominösen Brief aus Kayseri .