Die Vereine, die von der ersten Generation der türkischen Einwanderer gegründet worden sind, sind rechts, links oder sozialdemokratisch ausgerichtet. Sie haben alle gemeinsam das Betreiben von Türkeipolitik.  Im Politischen Alltag sind die Gründer und ihre Mitglieder nur an die türkische Politik gebunden. Die türkische Politik bestimmt ihr Leben, obwohl sie hier in Deutschland leben. Im Grunde genommen ist das falsch und gefährlich. 

Die Linken von ihnen beschäftigen sich zwar auch mit der Türkeipolitik, sie sind aber wenigstens nicht nationalistisch. Sie vertreten vielmehr auch internationales Gedankengut. Sie tragen keine türkischen Fahnen mit sich herum und verherrlichen nicht das Türkische.

Die kurdischen Organisationen tragen kurdische Fahnen. Die Kurden haben keinen eigenen  Nationalstaat, mit der sie sich identifizieren können. Sie haben aber ihre Öcalan-Fahne, den sie zu ihrer Identifikations- und Symbolfigur gemacht haben.

Die AKP-Regierung hat in Deutschland Ableger, nämlich die UETD (Union Demokratischer Türken in Europa), den DITIB-Religionsverband und die MHP (Milliyetçi Hareket Partisi, eine faschistische nationalistische Partei aus der Türkei), die alle Hardliner-Anhänger des türkischen Präsidenten sind. 

Die CHP (Cumhuriyet Halk Partisi = Republikanische Volkspartei) versucht in Deutschland auch Türkeipolitik zu betreiben und die hier lebenden Türken und damit auch ihre Anhänger zu nationalistischem Bewusstsein zu bringen.

Die MHP (Milliyetci Hareket Partisi = Nationalistische Partei) versucht die hier lebenden Türken mit nationalistischem umd antisemitischem Gedankengut zu organisieren.

Die türkischen Botschafter versuchen die türkischen und kurdischen EinwandererInnen für die türkische Politik zu sensibilisieren und zu gewinnen. Sie versuchen, die türkischstämmigen deutschen Politiker dahingehend zu beeinflussen, dass diese sich in Deutschland und in Europa für die Türkeipolitik einsetzen bzw. dass sie mit dafür sorgen, dass hier türkeifreundliche Politik betrieben wird. 

Diese Entwicklungen zeigen, dass offensichtlich ist, dass die türkischen und kurdischen EinwandererInnen zwar mit ihrem Körper in Deutschland, aber mit ihren Gedanken in der Türkei leben. 

Das ist seit der Gründung der AKP-Regierung deutlicher geworden. Die AKP-Regierung führt seit dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 in der Türkei sog. „Säuberungen und Hexenjagden“ gegen angebliche Unterstützer/Anhänger der Gülenbewegung und Regimekritiker durch. Diese Aktionen versucht sie auch in Deutschland durchzusetzen, in dem sie die Türken in Europa zu Denunziationen und zum Boykott der anderen aufruft.

Es ist jüngst erst von politisch Verantwortlcihen berichtet worden, dass der türksiche Geheimdienst MIT Agenten und V-Männer in Deutschland und Europa hat. Unter dem Deckmantel als Geschäftsleute oder Arbeitnehmer bespitzeln sie für die AKP-Regierung alle im Ausland lebenden Regimekritiker.

Die Vereine, die von den türkischen und kurdischen MigrantenInnen gegründet worden sind, interessieren sich nicht für das Leben ihrer Landsleute hier in Deutschland oder Europa. Hauptsächlich unterstützen sie die Parteien in der Türkei, der sie nahestehen oder deren Anhänger sie sind.

Einige Vereine organiseren z. B. Demonstrationen für die türksiche Regierung, für den türksichen Nationalismus, schreiten türkische Fahnen schwenkend und türkisch-nationalistische Parolen rufend durch deutsche Straßen. Viele der türkischen Jugendlichen, die dabei mitmachen, haben in diesen Momenten eine Zugehörigkeit, eine Identifikation und sie haben das Gefühl, dass sie sich für etwas einsetzen, dass sie gebraucht werden.

Wenn es aber in Deutschland um ihre Rechte geht, gehen sie nicht auf die Straßen. Wenn es um die Verletzung von Menschenrechten anderswo auf der Welt geht, z. B. die Kriege in Syrien, Irak etc. gehen sie nicht auf die Straßen. Das Weltgeschehen und das Geschehen vor ihrer Tür in Deutschland scheint sie nicht zu interessieren. Sie scheinen am Weltgeschehen nicht teilhaben zu wollen. Die Gründe für diese Verhaltensweisen sind nicht nur bei diesen Jugendlichen bzw. MigrantenInnen allein zu suchen. Sie sind noch nicht als Teil dieser Gesellschaft hier angekommen. Sie können sich mit dem Staat Deutschland und den hier herrschenden Werten und Normen nicht oder noch nicht vollständig identifizieren.

Es sind in den vergangenen Jahrzehnten von der deutschen politischen Seite in dieser Richtung kaum Anstrengungen unternommen worden. MigrantenInnen  haben keine Willkommenskultur erfahren. Sie haben nicht ausreichend Förderung und Unterstützung bei der schulischen, beruflichen, sozialen und familiären Entwicklung erfahren. Sie durften bei der Gestaltung der Politik, die das Gesellschaftsleben bestimmt, nicht mitwirken.

Es ist aber für jeden offensichtlich, dass für ein friedliches Zusammenleben der Migranten mit den Einheimischen eine Auseinandersetzung und ein Meinungsaustausch auf Augenhöhe nötig ist.

Die MigrantenInnen sollten sich von der hiesigen Gesellschaft nicht distanzieren. Sie sollten auch von allen Bildungsmöglichkeiten und beruflichen Chancen Gebrauch machen. Sie sollten eine politische Stimme haben und diese auch erheben. Es gibt viele zivile Organisationen, Verbände, Gewerkschaften und Parteien, in denen sie sich organisieren und sich für Rechte einsetzen können. Sie sind in der zweiten und dritten Generation hier geboren. Ihre Zukunft ist hier, ihr Leben ist in der hiesigen Gesellschaft. Hier müssen sie sich einsetzen und Probleme lösen. Nur hier haben sie ihre Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen. Hier werden sie gebraucht.  Die deutsche Politik und Gesellschaft muss sie auch mit auf den fahrenden Zug nehmen, damit sie sich hier einsetzten und die hiesige Gesellschaft bereichern und mitentwickeln können. Andernfalls sind diese Menschen verlorene Resourcen, die Deutschland sich nicht leisten kann und darf.