Die seit Ende Mai dieses Jahres andauernden Proteste in der Türkei haben nicht nur zahlreiche Tote und Verletzte gefordert, sondern einige Menschen auch ihren Job gekostet. Wie die Türkische Journalisten Vereinigung (TGS) am vergangenen Sonntag bekannt gab, sollen im Zusammenhang mit den Gezi Park Protesten mindesten 22 Kollegen ihre Arbeitsstelle verloren haben. 37 mussten von ihrem Posten zurücktreten.

Selbstzensur der Medien kostet den Job


Wie Gökhan Durmuş, Chef der TGS-Zweigstelle in Istanbul, im Rahmen einer Pressekonferenz herausstellte, stünden die meisten Entlassungen und Rücktritte von Journalisten in Verbindung mit der hauseigenen Zensurpolitik, die einige türkische Medienhäuser in dieser Situation betrieben hätten. Seiner Ansicht nach hätten die Medienschaffenden jedoch versucht ihr Bestes zu gebem, um den Druck, der von den Medienbossen und der Regierung ausgeübt wurde, zu widerstehen.

Kritisiert wurde die Selbstzensur der türkischen Medien auch von Seiten der EU. „Es liegt auf der Hand, dass Reporter sich dafür entschieden haben, nicht über die Ausschreitungen zu berichten, um einer Ausgrenzung zu entgehen“, so EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle bereits Ende Juni dieses Jahres .


Gegen den Druck von oben angehen


„Unsere Kollegen haben für das Recht der Öffentlichkeit auf Information hart gearbeitet. Dafür haben sie mit ihrer Arbeitsstelle bezahlt“, zitiert die türkische Press
Durmuş. „Einige von ihnen wurden zensiert, anderen wurde ihr TV-Programm abgeschaltet . Es gibt sogar Journalisten, die wegen ihrer Tweets entlassen wurden.“ Ein Kollege sei gar gefeuert worden, weil er zu einem Gezi-Demonstranten ‘Hallo’ gesagt hätte. Auf Grund dessen forderte er nun alle Medienschaffenden auf, sich gemeinsam mit der Gewerkschaft gegen den Druck von oben zu stellen.

Fünf Menschen, darunter ein Polizist, sind während der Proteste gestorben. Mehr als 7.000 wurden bei den teils schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei verletzt.