Am 23. Mai wird der Film „Canım Kreuzberg“ erstmals im Moviemento Kino in Berlin Kreuzberg vorgeführt. „Canım Kreuzberg“ besteht in sich genommen aus zwei Kurzfilmen, die von zwei Regisseurinnen gedreht wurden.

„Kıymet“ – gedreht von Canan Turan – handelt von der 76 Jahre alten Kıymet Özdemir, die über Jahrzehnte in Kreuzberg gelebt und sich als Aktivistin für die Rechte der türkischen Gastarbeiter und ihrer Kinder eingesetzt hat. Nun lebt sie wieder in ihrer Heimat in Thrakien und schildert vergange Erlebnisse und Eindrücke aus Kreuzberg.

Eindrucksvoll stellt Turan dar, welche große Bedeutung Kıymet Özdemir beizumessen ist. Der Zuschauer bekommt das Porträt einer starken, verantwortungsvollen und realistischen türkischen Frau präsentiert. Als ihre Enkeltochter (ebenfalls Canan Turan) aufgrund einer unglücklichen Liebesbeziehung in Tränen ausbricht, sagt Kıymet zu ihr, sie solle aufhören zu weinen. Niemand sei ihre Tränen Wert.

Worte einer Dame, die durch zahlreiche Strapazzen im Leben gegangen ist. Kıymet Özdemir gehört zu jenen vielen bisher namenlosen türkischen Frauen, deren Schicksale als ehemalige Arbeitsmigranten, niemals in der deutschen Presse thematisiert worden sind. Doch mit Kıymet Özdemir erhalten sie erstmals einen Namen.

Der zweite Kurzfilm „Bastarde“ von Aslı Özarslan dreht sich um das Ballhaus Naunynstraße in Kreuzberg. Es ist ein postmigrantisches Theater, das sich insbesondere den Lebensläufen der jungen Nachkommen von hauptsächlich türkischen Arbeitsmigranten widmet. Zu Wort kommen der Chefdramaturg des Theaters, Shermin Nurkan Erpulat und mehrere Künstler, die im Theater mitwirken.

Warum der zweite Kurzfilm von „Canım Kreuzberg“, „Bastarde“ heißt, antwortete Iris Praefke von Moviemento: „Dadurch wird die Heimatlosigkeit der Menschen in den Vordergrund gerückt“. Doch Kreuzberg diene hier als identitätsstiftend. Das sei die Besonderheit. Deshalb sei der Film eine Liebeserklärung an den Berliner Stadtteil.