In Deutschland lebende Türken stärken nach Ansicht der türkischen Autorin Ece Temelkuran in ihrem Heimatland überwiegend die islamisch-konservative Regierungspartei AKP. «Da Konservative sich mehr auf ihre traditionellen Bindungen verlassen als die Fortschrittlichen, überwiegt die Unterstützung für die AKP. Gut ausgebildete und liberale Leute in der türkischen Gemeinschaft in Deutschland sagen eher: Ok, wir sind all das los, wir werden dorthin nicht zurückgehen», sagte Temelkuran (41) während ihrer Lesereise in Essen. Sie stellt ihren Roman «Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann?» vor.



Temelkuran ist in der Türkei als Journalistin und Buchautorin prominent. Sie schreibt Artikel und Sachbücher zu kontroversen Themen, aber auch Romane. Das Politische stecke ihr schon in den Genen, sagt die Juristin über ihre Herkunft. Dabei interessiert sie sich immer stärker auch für philosophische als für politische Fragen. Sie gehörte im Juli zu den ersten Frauen, die über Twitter Fotos von sich selbst verbreiteten, auf denen man sie lachen sieht. Mit dieser Aktion reagierten Tausende Frauen in der Türkei auf die Forderung von Vizeregierungschef Bülent Arinc, Frauen sollten nicht laut in der Öffentlichkeit lachen.

Der heutige türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Gegenkandidaten hatten im Sommer auch in Deutschland Wahlkampf gemacht. Temelkuran sagte, Einwanderer, die fortschrittlich denken, würden sich eher mit der Politik in Deutschland befassen als in der Türkei.
«Ich hätte das möglicherweise genauso gemacht.»