Rund 80 Verletzte, 74 Ingewahrsamnahmen durch die Polizei, zerborstene Scheiben an der Alsterdorfer Sporthalle, lädierte Seelen. Die traurige Bilanz des traditionsreichen Hamburger Hallenfußballturniers, das bei seiner 26. Auflage eine neue Dimension der Gewalt erlebt hat.


Auch am Tag nach den schweren Krawallen beim „Schweinske- Cup“, der bei Halbzeit des Turniers am späten Freitagabend nach Beratungen zwischen Veranstalter und Polizei aus Sicherheitsgründen abgebrochen wurde, herrschte Fassungslosigkeit angesichts der hemmungslosen Prügelorgie innerhalb und außerhalb der mit 2962 Zuschauern gefüllten Sporthalle. „Es hat hier ein Krieg stattgefunden!“, bemüht Turnier-Veranstalter Wolfgang Engelmann mächtige Worte. Er ist den Tränen nahe.


Das Ausmaß der Randale war erschreckend: Jagd-Szenen rivalisierender Fans, die aufeinander einschlugen und -traten, Chaos, panisch flüchtende Zuschauer (St. Pauli-Keeper Benedikt Pliquett brachte seine Eltern in Sicherheit), weinende Kinder. Ein hart durchgreifendes Polizeiaufgebot von 314 Beamten, Hoffnungslos überforderte Security- und Sanitätskräfte.

Die Auschreitungen waren nach Erkenntnissen des Veranstalters von langer Hand geplant. Bei vielen der rund 150 Personen im Fan-Block des VfB Lübeck, darunter auch HSV-Anhänger, handelte es sich offenbar um gewaltbereite Fans (darunter mehrere Hooligans, die mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt sind). Sie sollen sich vorab auf Facebook verabredet haben – mit dem erklärten Ziel, beim „Schweinske-Cup“ Unruhe zu stiften. Nach Polizei-Angaben traten auch St. Pauli-Fans von Beginn an äußerst aggressiv auf.


Krawall mit Ansage also. Nach ersten Scharmützeln vor der Halle gegen 17.30 Uhr eskalierte die Situation eineinhalb Stunden später innerhalb der Arena, als Personen aus dem Lübecker Block gewaltsam in den St. Pauli-Bereich eindrangen und zwei Fahnen entwendeten – in „Ultra“-Kreisen eine Todsünde, die nach Revanche verlangt. Bei der unmittelbaren Gegenattacke von St. Pauli-Randalierern griff die Polizei ein – und wurde auch zur Zielscheibe von Übergriffen.


Die Gewaltspirale drehte sich. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken und Pfefferspray (40 Personen mussten deshalb an den Augen behandelt werden) vor und trafen dabei auch Unbeteiligte. St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux wurde durch einen Schlag eines Polizisten am Arm verletzt. Einige St. Pauli-Chaoten warfen vor der Halle Gehwegplatten auf die Ordnungshüter, von denen insgesamt 14 verletzt wurden. Auch ein Teil des VIP-Raums wurde von randalierenden Fans gestürmt und demoliert.


Erst gegen 21 Uhr beruhigte sich die Lage langsam. Für die Gemüter aller Beteiligten und Anwesenden gilt das noch lange nicht.

mopo