In der Türkei tobt aktuell eine Debatte über die Einführung der Geschlechtertrennung in Studenten-Wohnheimen. Zudem plant Premier Erdoğan die Wohnheime komplett überwachen zu lassen.


In der Vergangenheit seien bei der Polizei Bürger-Beschwerden über Missstände in den gemischten Privat-Wohnheimen eingegangen. Nachbarn würden sich beschweren, berichtet die Regierungsnahe türkische Presse.
 Zudem würden den Polizei-Direktionen und den regionalen Gouverneuren nachrichtendienstlich erworbene Kenntnisse über jene Missstände vorliegen.

Offenbar ist Erdoğan der Ansicht, dass die Wohnheime Orte sexueller Freizügigkeit sind. Gemischte Wohnheime werden automatisch mit sexuellen Ausschweifungen zwischen Studenten und Studentinnen in Verbindung gebracht. Polizei-Razzien aufgrund unsittlichen Verhaltens sind wohl auch nicht mehr ausgeschlossen.

In der Stadt Isparta sorgte ein anderer Vorstoß für Empörung in der Öffentlichkeit. Der Schulvorstand des Ahmet Melih Doğan Gymnasiums entschied, dass Mädchen und Jungen zu verschiedenen Zeiten in der Schulkantine speisen müssen.

Der Schuldirektor Kenan Köse sagt, dass die Kantine ohnehin zu klein sei. Es gebe zu viele Schüler. Deshalb habe sich die Schule zu diesem Schritt entschieden. Die Verordnung wurde aufgrund der öffentlichen Kritik wieder aufgehoben.

Doch die Geschlechtertrennung ist in einigen privaten Studenten-Wohnheimen schon Realität. Die Studentenwohnheime der Kredi Wohnanstalt an der Ägäis Universität wurden in Jungen- und Mädchenwohnheime umfunktioniert, berichtet der CHP-Abgeordnete Erdal Aksünger auf seiner Internetseite.

Mit der Forderung nach einer Komplett-Überwachung der Privat-Wohnheime spricht Erdoğan vor allem die sozialkonservativen Wähler in der Türkei an. Denn am 30. März 2014 finden in der Türkei die Kommunalwahlen statt.