Die ab der 2000´er Jahre geborenen Kinder der EinwandererInnen sind jetzt volljährig geworden. Sie haben in Deutschland eine doppelte Staatsangehörigkeit, nämlich die Deutsche und die ihrer Eltern. Die doppelte Staatsangehörigkeit ist aber nicht erst seit der 2000 ´er Jahre neu. Sie gibt es für binationale Menschen seit 1975. Sie galt nur nicht für alle EinwanderInnen. EinwandererInnen aus Ländern wie der Türkei z. B. galt sie nicht. Das hat sich jetzt geändert. Das Recht zur doppelten Staatsangehörigkeit wurde auf EinwandererInnen aus allen Nationen ausgeweitet. 

Die Generation der Doppeltstaatler kann in Deutschland wählen und gewählt werden, so auch in dem Heimatland der Eltern. Die Generation, die einen Migrationshintergrund hat, ist mittlerweile hier geboren, besucht hier einen Kindergarten, eine Schule und sogar eine Universität. Sie kennt keine Sprachschwierigkeit in Bezug auf die deutsche Sprache mehr. Sie sind damit sprachlich, sozial und kulturell ein unabwendbarer Bestandteil der hiesigen Gesellschaft geworden und es wird auch so bleiben. Sie kennt die europäische Gesellschaft sehr gut, fühlt sich dazu gehörig und ist Europäer.

Egal, ob die AfD im Bundestag mit ihrem Antrag auf Rückzug zum Optionsmodell bei der doppelten Staatsbürgerschaft einen Eklat mit ihren völkischen, national-sozialistischen und rassistischen Begründungen verursacht oder nicht. Eine doppelte Staatsbürgerschaft bedeutet auch eine Zusatzchance. Sie kann sowohl in Deutschland als auch im Heimatland der Eltern von der schulischen und beruflichen Entwicklung profitieren. Sie spricht mehrere Sprachen und ist in mindestens zwei Kulturen bewandert. Das sollte sich die hiesige Gesellschaft zunutze machen. Wenn das nicht der Fall ist, werden Resourcen – in Deutschland ist die Hauptresource die Bildung und die Wissenschaft – einfach verschwendet. 

Diese doppeltstaatler Generation hat aber natürlich vermehrt – auch wegen der derzeitigen politischen Schieflage in der Türkei z. B. – ihren Lebensmittelpunkt hier in Deutschland. Die gesellschaftlichen Probleme hier sind  also für sie relevant. Sie muss sich hier in Deutschland engagieren und sich für die Lösung der Probleme aller Beteiligten an dieser Gesellschaft einsetzen. Sie muss sich auch in allen Bereichen der Gesellschaft integrieren. Die Diskriminierungen für Bürger mit Migrationshintergrund sei es bei der Suche von Arbeit oder Wohnung müssen aufhören. Dass diese Generation und die Eltern und Großeltern dieser Generation immer noch als „Gastarbeiter“ und damit als Fremde, die bald zurückkehren, angesehen werden, muss aufhören.

Die bürgerlichen Parteien müssen der neuen Generation von Bürgern mit Migrationshintergrund die Türen für auch politische Tätigkeiten öffnen und ihnen eine Chance geben, ihre politische Meinung kund zu tun und in die Tat auch umsetzen zu können. Bei der Besetzung von Ämtern und Funktionen könnte man z. B. eine sog. Quotenregelung für Bürger mit Migrationshintergrund einführen, die sowohl in Deutschland auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene als auch in Europa gilt.

Auch Gewerkschaften, Verbände und andere zivile Organisationen sollten der Generation mit Migrationshintergrund die Türen in ihren Tätigkeitsfeldern öffnen. Nur eine solche Vorgehensweise kann das „Fremdsein“, den Alltagsrassismus und –antisemitismus beseitigen. Die deutsche Politik sollte nicht wieder mit der Leitkulturdebatte anfangen und die Gesellschaft damit spalten.

Die junge deutsche Gesellschaft fühlt sich nicht mehr als Bürger eines nationalen Staates Deutschland. Viele junge deutsche Menschen fühlen sich als sog. Weltbürger.

Das gleiche gilt auch für die jungen Doppellstaatler, auch sie fühlen sich als Weltbürger. Warum sollen für sie immer noch andere Regeln, Gesetze und Vorgaben gelten, als für die jungen deutschen Weltbürger? Das kann aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollzogen werden. Die Gesellschaft hat sich entwickelt, humane Werte und Normen und Menschenrechte finden immer mehr Geltung und Verfechter in dieser Welt. Für sie setzen sich viele Menschen politisch ein. Lassen sie die doppeltstaatler Jugendlichen bzw. jungen Menschen sich auch dafür einsetzen!