FLOHR

Rom – Das Albtraumschiff liegt wie ein gestrandeter Wal mit einer klaffenden Wunde vor der kleinen Insel Giglio. Für mindestens drei Menschen ist die „Costa Concordia“ zur Todesfalle geworden. Die Rettungskräfte sind im Dauereinsatz und suchen den Kreuzfahrt-Riesen ab. Die Befürchtung: Sie könnten noch weitere Leichen finden.

BILD.de-Reporter Bernd Veltmann ist vor Ort: „Es ist unglaublich, wie nah das Wrack an der Küste liegt. Direkt an der Hafeneinfahrt.“

Das Wasser ist eiskalt, die Lufttemperatur beträgt minus zwei Grad. Sollten sich noch Passagiere an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffs befinden, müssen die Rettungskräfte schnell sein.

Immer wieder durchkämmen Taucher das riesige Schiff nach Überlebenden. Sie arbeiten am Limit, seit 24 Stunden kämpfen sie sich unermüdlich durch das Wrack.

Auch der Teil des Kreuzfahrt-Riesen, der noch nicht geflutet ist, wird fieberhaft nach Überlebenden durchsucht. Alpin-Kletterer seilen sich in das Wrack ab.

Eine gefährliche Mission: Im Schiffsinneren herrscht Chaos, ein Fortkommen ist äußerst schwierig. Der gesamte Luxus-Liner steht kopf. Türen sind verschlossen, Gegenstände versperren den Weg.

DEN RETTERN BLEIBT NICHT MEHR VIEL ZEIT – DAS SCHIFF DROHT ZU SINKEN

Die Schweizer Zeitung „20 Minuten“ berichtet, dass die „Costa Concordia“ in tieferes Gewässer abrutschen und komplett im Meer versinken könnte. Derzeit liegt das Albtraum-Schiff noch an einer 30 Meter tiefen Stelle.

„Die Suche nach Überlebenden auf dem Schiff ist angesichts des möglichen Untergangs eine riskante Operation“, sagt ein Sprecher der Küstenwache.

Jetzt räumt der Leiter der Feuerwehrrettungskräfte sogar ein, dass man sich nicht über die genaue Zahl der Vermissten im Klaren sei.

„Wir können bei den Zahlen nicht sicher sein. Es könnten zehn, 20 oder bis zu 40 sein, aber ich kann nicht genauer werden. Es besteht die Möglichkeit, dass es keine Vermissten gibt“, sagte Ennio Aquilini.

Das Problem: Die Passagierlisten wurden noch nicht mit der Liste der Geretteten abgeglichen, die bereits ans Festland nach Porto Santo Stefano gebracht worden sind.

Die dramatische Rettung des jungen südkoreanischen Ehepaars ist ein Hinweis, dass im Horror-Schiff noch weitere Passagiere gefangen sind.

Der Nachrichtensender n24 berichtet, dass unter den Vermissten auch Deutsche sein sollen. Ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt, sei noch unklar. Das Auswärtige Amt teilte indes mit, dass es auch deutsche Todesopfer geben könne.

Boote der Küstenwache sind mit schwerem Gerät im Einsatz. Mehrere Rettungshubschrauber kreisen über dem Kreuzfahrtschiff, unterstützen die Retter aus der Luft.

Seit über 24 Stunden arbeiten 60 bis 80 Retter unermüdlich. Viele sind total übermüdet, geben aber nicht auf.

Mit Erfolg: Morgens haben die Taucher Klopfzeichen aus einer Kabine gehört und einen dritten Überlebenden im Albtraumschiff entdeckt.

Der Nerven-Krieg um den dritten Überlebenden: Die Retter konnten mit dem Passagier sprechen, ihn aber noch nicht aus dem Horror-Schiff befreien.

„Wir versuchen das schier Unmögliche, um zu der Person vorzudringen“, sagte ein Sprecher der Küstenwache dem italienischen Fernsehen.

Die Klopfzeichen geben den Rettern neue Hoffnung: Das Schiff soll jetzt Kabine für Kabine abgesucht werden