Österreich will einen Islam «österreichischer Prägung» und damit die Integration der 600 000 Muslime im Land erleichtern. Eine besondere Rolle komme dabei den Imamen zu, sagte Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Es ist uns wichtig, dass wir in Zukunft mehr und mehr Imame haben, die in Österreich aufgewachsen sind, die die Sprache können und somit auch ordentliche Vorbilder für junge Musliminnen und Muslime sein können.»

Dazu sehe der Entwurf des neuen Islamgesetzes vor, dass die Imame nicht mehr aus dem Ausland bezahlt werden dürfen. Bisher bezögen viele Imame ihr Geld aus der Türkei und unterstünden dem Weisungsrecht Ankaras. «Wir haben auch keinen einzigen evangelischen Pastor in Österreich, der ein Angestellter der deutschen Kanzlerin Angela Merkel ist», sagte Kurz. Muslimische Verbände hatten kritisiert, dass der Entwurf von Misstrauen gegenüber dem Islam geprägt sei.

«Wir sind hier meiner Meinung nach auf dem absolut richtigen Weg», verteidigte Kurz den Gesetzentwurf gegen Kritik. Ein aus der Türkei entsandter Imam, der nur einige Jahre in Österreich predige, der weisungsgebundener Beamter der türkischen Regierung sei und der kein Deutsch spreche, könne jungen Muslimen kaum Integration vorleben. «Es soll vor allem für junge Menschen in Zukunft kein Widerspruch mehr sein, stolzer Österreicher und gleichzeitig gläubiger Moslem zu sein», sagte Kurz.

Um die Ausbildung heimischer Imame zu fördern, werde 2016 in Wien ein Lehrstuhl für Islamische Theologie eingerichtet. Die deutschen Bundesländer planen über die bereits umgesetzte Einrichtung solcher Lehrstühle hinaus keine ähnlichen Vorstöße. Dem Bundesinnenministerium seien jedenfalls keine entsprechenden Planungen bekannt, teilte ein Sprecher in Berlin mit.

Angesichts der Dschihadisten aus Europa, die für die Terror-Miliz IS kämpfen, seien zwei Reaktionen wichtig, sagte Kurz. «Es braucht die volle Härte des Gesetzes für alle jene, die sich etwas zuschulden kommen lassen.» Obendrein sei Präventionsarbeit nötig. «Da ist die Islamische Glaubensgemeinschaft selbst sehr gefordert, um in Vereinen und Moscheen jungen Menschen klar zu machen, dass gläubige Muslime solche Verbrechen niemals begehen dürften.»

Insgesamt beurteilt Kurz das anfängliche Verhalten der EU angesichts dieser Gefahr kritisch. «Die EU war relativ spät dran, dieses Thema ernst zu nehmen und zu behandeln. Es hat einen Aufschrei einiger Außenminister gebraucht, bis in Brüssel dazu die erste Sitzung stattgefunden hat.»