Der deutsche Schriftsteller Doğan Akhanlı wurde heute Morgen in der spanischen Stadt Granada festgenommen, wo er sich mit seiner Lebensgefährtin im Urlaub befindet.

Bei einer Ausweiskontrolle stellten Polizeibeamte der örtlichen Dienststelle angeblich fest, dass eine sogenannte Red Notice, ein Dringlichkeitsvermerk von Interpol gegen ihn vorläge. Der 60-jährige türkeistämmige Schriftsteller, der seit 1992 in Köln lebt, muss nun damit rechnen, in Spanien festgehalten zu werden, bis über eine Auslieferung in die Türkei entschieden wird.

Die deutsche Botschaft in Madrid wurde durch seinen deutschen Rechtsanwalt, Ilias Uyar, umgehend über die Festnahme informiert.

Akhanlı ist Mitglied in der internationalen Schriftstellervereinigung PEN. In seinen Werken setzt er sich nicht nur für die Unteilbarkeit der Menschenrechte ein, sondern insbesondere auch für das Gedenken und die Aufarbeitung des Völkermords an den Armeniern.

In den Jahren 2010 und 2011 hatte die türkische Justiz bereits ein offenkundig politisch motiviertes Verfahren gegen ihn angestrengt, an dessen Ende Akhanlı jedoch freigesprochen werden musste. Zuvor hatte er mehrere Monate in Untersuchungshaft verbracht. 2013 wurde der Freispruch zum Entsetzen von Prozessbeobachtern jedoch wieder aufgehoben.

„Die jetzigen Festnahme zeigt den Versuch Erdogans, seine Macht über die Grenzen seines Landes hinaus auszudehnen und weltweit gegen unliebsame und kritische Stimmen vorzugehen.“, so Akhanlıs deutscher Rechtsanwalt Ilias Uyar. „Der Haftbefehl ist eindeutig rechtsmissbräuchlich. Ich fordere die sofortige Freilassung meines Mandanten“

In der Türkei selbst werden seit Monaten zahlreiche Journalisten inhaftiert und mundtot gemacht. In dem prominentesten Fall, dem des Journalisten Deniz Yücel, bemüht sich die Bundesregierung seit mittlerweile einem halben Jahr um dessen Freilassung, bislang ohne Erfolg.

https://de.wikipedia.org/wiki/Do%C4%9Fan_Akhanl%C4%B1

http://gerechtigkeit-fuer-dogan-akhanli.de