Sehr geehrte Mitglieder des Hamburger Bürgerschaft,

wir wenden uns an Sie, weil wir über die Vorgänge um den türkischen Journalisten Adil Yiğit irritiert und um seine Sicherheit besorgt sind. Adil Yiğit lebt seit 35 Jahren in Hamburg, ist Chefredakteur des Online Mediums "Avrupa Postasi“, hat aber auch Artikel für „die Zeit“ und „die Tageszeitung“ geschrieben. Er ist nicht nur bekannt als Erdoğan-Kritiker, sondern berichtet auch kritisch über den NSU-Komplex, den Jahrestag des Brandanschlags in Mölln oder die Rekrutierung von Jugendlichen für den IS.

Adil Yiğit gehört zu den 32 Journalist*innen, denen im Rahmen des G20-Gipfels die Akkreditierung entzogen wurde. Dieses Vorgehen wurde vielfach kritisiert. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es sich in seinem und in mindestens zwei weiteren Fällen um ein Zugeständnis an den türkischen Präsidenten RecepTayyip Erdoğan gehandelt hat. Adil Yiğit verlangte neben vielen weiteren Journalist*innen eine Aufklärung über den Vorgang, die bis heute nicht erfolgt ist. Stattdessen wurde Adil Yiğit am 21. November vom Bezirksamt Hamburg-Mitte mitgeteilt, dass seine Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängert werden sollte. Eine Abschiebung in die Türkei käme einer Auslieferung an die türkische Regierung gleich.


Wir sind irritiert darüber, dass trotz der weltweiten Kritik an der Inhaftierung von Jounalist*innen in der Türkei, das Bezirksamt Hamburg-Mitte die De-facto-Auslieferung eines weiteren kritischen Journalisten in die Türkei betreibt. Wir weisen darauf hin, dass zur Zeit über hundert Journalist*innen in der Türkei inhaftiert sind, mehr als in jedem anderen Land der Welt und dass für Inhaftierte weder eine menschenwürdige Behandlung, noch ein fairer Prozess zu erwarten ist. Wir bitten um Aufklärung, weshalb das Bezirksamt Hamburg-Mitte, dem die Situation sicherlich ebenfalls bekannt ist, diese Entscheidung über den Aufenthalt von Adil Yiğit getroffen hat.

Wir fordern den Landtag auf, die De-facto-Auslieferung von Adil Yiğit zu stoppen.

Angesichts der aktuellen Entwicklung ist außerdem eine Aufklärung darüber, auf wessen Betreiben Adil Yiğit und anderen Journalist*innen die Akkreditierung während des G20-Gipfels entzogen worden ist, dringend geboten.

TÜDAY

Menschenrechtsverein Türkei/Deutschland e.V 
Türkiye Almanya İnsan Hakları Derneği 
Human Rights Association Turkey/Germany 
Komeleya Mafên Mirovan Tirkiye/Almanya