Den kommunalen Kliniken in Deutschland droht ein neuer Streik. Mehr als 92 Prozent der organisierten Ärzte stimmen bei der Urabstimmung für den Arbeitskampf. Auch an hessischen Kliniken wollen die Ärzte ihre Arbeit niederlegen.

Nachdem die Tarifverhandlungen für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern gescheitert sind, droht mehr als 600 Kliniken ein Medizinerstreik. 92,7 Prozent der Mitglieder des Marburger Bundes haben in einer Urabstimmung für den Arbeitskampf gestimmt, wie die Ärztegewerkschaft am Dienstag mitteilte.

Der Streik soll voraussichtlich am 26. Januar beginnen. „Das lässt sich nur noch abwenden, wenn die Arbeitgeber ein zustimmungsfähiges Angebot vorlegen“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft. Zuletzt hatten die Arbeitgeber eine lineare Erhöhung der Grundgehälter um 1,48 Prozent bei einer Laufzeit von 16 Monaten angeboten. Für die Gewerkschaft ein „schlechter Witz“, da damit nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen werde.

Angst müssen die Patienten wegen des Arbeitskampfes nicht haben

Die Klinikbetreiber riefen die Gewerkschaft zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. „Wir wollen für die rund 50.000 Ärzte ein Tarifergebnis ohne Streik“, teilte die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände mit.

Der Geschäftsführer des Marburger Bundes Hessen, Udo Rein, sagte, dass in Hessen nicht an allen kommunalen Kliniken gleichzeitig gestreikt werden soll. Angst müssten die Patienten wegen des Arbeitskampfes nicht haben, sagte Rein. Es gebe einen Notdienst, nur planbare Eingriffe würden verlegt. Zudem gebe es auch kirchliche und private Krankenhäuser.

Ärzte wollen mehr Geld und weniger Bereitschaftsdienste

Die Gespräche zwischen dem Marburger Bund und der VKA wurden im November unterbrochen. Die Gewerkschaft fordert für die Mediziner sechs Prozent mehr Gehalt und weniger Bereitschaftsdienste. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) moniert, die Forderungen summierten sich insgesamt auf ein Gehaltsplus von 9,5 Prozent. Dies sei nicht bezahlbar. Die Arbeitgeber bieten eine lineare Entgelterhöhung entsprechend der Krankenhausfinanzierung von 1,48 Prozent und eine Einmalzahlung von 250 Euro. Das sei aber weit unterhalb der durchschnittlichen Inflationsrate, beklagte die Gewerkschaft.
Dem Marburger Bund zufolge arbeitet jeder dritte Krankenhausarzt in Deutschland in einer kommunalen Klinik. Die meisten dieser Krankenhäuser gehören einem Verband der VKA an. Eine Ausnahme sind etwa die Vivantes-Kliniken in Berlin.